RECIFE. Der Busfahrer wollte nicht. Eigentlich. Es geht nicht, gestikulierte der gute Mann. Hatte die Empfangsdame im Hotel auch schon gesagt. Am Ende fuhr der Bus dann doch. Morgens um acht Uhr Ortszeit in Recife. Der Regen war schon am Vorabend über die Stadt gekommen. Am Morgen des Duells zwischen den USA und Deutschland in der Arena Pernambuco, die außerhalb der Stadt fast unverschämt verschont von den Fluten auf einem Hügel liegt, regnet es immer noch in Strömen. Erinnerungen werden wach an das Halbfinale 1974 gegen Polen in Frankfurt.
Der Busfahrer nimmt den Kampf gegen den Regen auf. Schon nach einem Kilometer geht es nicht mehr weiter. Eine überflutete Straßenkreuzung lässt keine Fahrzeuge mehr passieren. Nichts geht mehr. Man hört Polizeisirenen. Als wenn die Sicherheitskräfte etwas gegen die Fluten unternehmen könnten. Aber im Zentrum der Stadt sind die Straßen wenigstens befestigt. Der ausnahmsweise kundige Busfahrer findet einen Umweg. Irgendetwas geht immer. Selbst in Zeiten der Sinflut.
Weiter geht es durch die Stadtteile von Recife, die nach europäischer Einschätzung nicht mehr befahrbar sind. Und man sieht trotzdem Brasilianer mit Regenschirm durch das hüfthohe Wasser laufen, wenn man die Art der Fortbewegung einmal so nennen will. Die Menschen kämpfen sich durch das Wasser. Es regnet weiter in Strömen. Salven von Spritzwasser ergießen sich auf die wenigen Fußgänger oder die Motorradfahrer, wenn der Bus an ihnen vorbeifährt. Die Leute nehmen es klaglos hin. Unvorstellbar das alles. Im Stadion erzählt einer der Volonteers, dass ein solcher Regen auch in Recife höchstens einmal im Jahr vorkommt.
Lage in der Vorstadt katastrophal
In der Vorstadt in den Hüttendörfern scheint die Lage katastrophal. Die lehmbefestigten Wege überflutet, Kinder stehen frühmorgens vor den Türen ihrer Hütten knietief im Wasser, aber die Fluten stehen natürlich nicht nur vor den Behausungen, sondern auch darin. In Wohnzimmern und Küchen. Und der Regen peitscht unaufhörlich weiter durch die Straßen. An den wenigen Bushaltestellen drängen sich die Menschen um die Plätze, die notdürftig überdacht sind. Am Rande des Schlamms bauen die Händler ihre Obststände auf. In den kleinen Kaffeebuden drängen sich die Menschen, die weit entfernt sind von dieser Weltmeisterschaft, die in ihren Hütten die millionenteure Betonburg weit vor den Toren der Stadt als eine Zumutung empfinden müssen. In der die US-Mannschaft von Jürgen Klinsmann gegen das deutsche Team von Joachim Löw spielt.
In der Arena Pernambuco finden vier Vorrundenspiele und das Achtelfinale zwischen Costa Rica und Griechenland am kommenden Sonntag statt. Dann soll der brasilianische Erstligist Santa Cruz FC die Ränge füllen. Vielleicht scheint dann in Recife wieder die Sonne.