Gemessen an den deutschen Schwimmern geht es uns gut. Die mussten, weil der US-Fernsehmarkt in Rio de Janeiro die olympischen Startzeiten diktiert, den Tag zur Nacht machen.
Die haben nachts trainiert und tags geschlafen. Weltrekordler Paul Biedermann sagt, das wäre kein Problem gewesen. Sollte Biedermann über 200 Meter Freistil eine Medaille gewinnen, liebe Leserinnen und Leser, gibt es das zu nachtschlafender Zeit gegen drei Uhr morgens mitteleuropäischer Sommerzeit. Olympia hat seinen Preis, für Spitzenathleten nichts Ungewöhnliches.
Brasilien ist schön, das vorab, aber das habe ich ja auch schon geschrieben, als vor zwei Jahren die Fußball-Weltmeisterschaft stattfand. Rio de Janeiro ist wunderschön, auch das wussten Sie schon. Nicht schön ist, dass man in dieser Stadt lange unterwegs ist, bis man ans Ziel seiner Träume gelangt. Sagen wir, um mit einem mitfavorisierten Athleten zu sprechen. Oder einfach nur, das Schwimmstadion in Barra zu erreichen. Oder das Pressezentrum.
Ich habe das heute erstmals gemacht. Mit der Untergrundbahn, die in Rio überraschend doch noch rechtzeitig fertig geworden ist, mit dem Express-Bus und, als es gar nicht mehr anders ging, mit einem Taxi. Taxi-Fahrer, auch Pablo, der mich heute ans Ziel brachte, reden nur mit den Händen. Englisch geht nicht, Französisch auch nicht, Deutsch gar nicht, und das nicht erst seit dem 7:1 gegen Brasilien in Belo Horizonte. Sie erinnern sich. Also Stunden unterwegs. Rio de Janeiro ist groß, man braucht Zeit, die man nicht hat. Aber keine Klage, es gibt nichts Größeres als Olympia.
In Brasilien ist Winter. Was die Leute aber nicht davon abhält, in der U-Bahn und in Bussen Klimaanlagen einzuschalten. Wenn man in Botafogo, dort in der Nähe hat uns Ethel Rocha ihre Wohnung zur Verfügung gestellt, in die U-Bahn steigt, sinkt die Temperatur von 24 Grad Schlag auf Schlag auf solide acht Grad, bis man wieder bei mindestens 24 Grad aussteigen darf. Pullover zwingend vorgeschrieben, weil Olympia sonst schon nach zwei Tagen beendet ist.
Pablo kennt das und fragt mit den Händen nach der Temperatur in seinem Taxi. Und schon fährt man bei gemütlichen 19 bis 20 Grad, ich habe ihm ein wenig mehr Geld gegeben, weil ich dankbar war. Und er hat sich gefreut. Wir haben uns für morgen Früh wieder verabredet. Ich bin sicher, Pablo ist pünktlich. Man braucht nur die richtigen Kooperationspartner. Die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro können beginnen. (Christoph Fischer)