VON CHRISTOPH FISCHER
Der Boulevard pulst jetzt im Zentrum der Region, in Salvador de Bahia. Weil wir Porto Seguro für drei Tage verlassen haben. Und das kam so. Am Freitagabend spielten die Niederlande gegen Weltmeister Spanien, eines der aufregendsten Spiele der Vorrunde in Brasilien. Dachten wir. Und es kam auch so. Nur mussten wir mit dem Auto von Porto Seguro nach Salvador. 750 Kilometer. Über Landstraße, lieber Leser. Autobahnen kennt der Brasilianer nicht. 6.30 Uhr los, 14.30 Uhr in Salvador, acht muntere Stunden auf der Piste ohne Pause.
In Salvador kilometerlanger Stau vor der Arena Fonte Nova, alles gesperrt. Als wir endlich im Umkreis des Stadions waren, Anpfiff in der Arena. Auto abgestellt, inoffiziell, und zu Fuß Richtung Arena, 30 Grad im Schatten, hohe Luftfeuchtigkeit. Die Menschen in Brasilien sind wahnsinnig freundlich, aber sie verstehen nur brasilianisch. Sicherheitskräfte schicken uns in die eine Richtung, andere in die andere, so summieren sich Kilometer bis zum Akkreditierungszentrum. Als wir akkreditiert sind, ist Halbzeit. Jetzt müssen wir ins Medienzentrum, weil man da die Akkreditierungen für die Spiele abholen muss. Eine Weltmeisterschaft ist immer ein Kampf um Akkreditierungen.
Als alles geschafft und die Tribüne erreicht ist, geht das Spiel in die letzten 20 Minuten. Dann streikt das Internet. Und später Abends, als wir das Stadion verlassen, regnet es in Strömen. Die Klamotten sind aber wegen der ganzen Hektik im Auto geblieben. Gottseidank finden wir ziemlich durchnässt Marcel, der uns den Weg zum Hotel weist. Marcel hat im Goethe-Institut Deutsch gelernt. Und die Zimmer im Hotel Pelourinho sind wirklich richtig warm, an Schlaf kaum zu denken. Und wenn man den Ventilator anmacht, wird es richtig kalt, an Schlaf auch nicht zu denken.
Aber was macht das schon? Das Schicksal von Zeitungsschreibern hat nicht zu interessieren. Aber manchmal möchte man schon, dass der Leser zumindest ein wenig schätzen lernt, dass wir bei einer Weltmeisterschaft nie auf der faulen Haut liegen. Am Montag spielt Deutschland gegen Portugal und dann geht es in acht Stunden zurück auf den Boulevard Bahia. Wenn die deutsche Mannschaft in Fortaleza und Recife spielt, fliegen wir. Hundertprozentig. (GEA)