Morgens um zehn Uhr würde man in Bernloch noch eine Stricknadel hören, die auf den Boden fällt. Doch das Dorf schläft nur für Ortsunkundige, die nicht wissen wo das wirkliche Leben spielt. Zwei Jungs helfen uns auf die Sprünge. Wir sehen Tom (9 Jahre) und Jan (7 Jahre) zunächst an uns vorbeilaufen. Kurze Zeit später kehren sie mit scheinbar leeren Händen zurück. Nachgefragt, was sie denn um diese Zeit auf die Gasse getrieben hat, geben beide mit strahlenden Augen ihr Geheimnis preis. Sie haben Sammelbilder gekauft: Star Wars sowie Bundesliga-Kicker. „Die gibt’s bei Frau Knoll“, sagen sie. Von einer Nachbarin erfahren wir, dass Frau Knoll eigentlich Frau Frank heisst. Womit für uns klar ist, wen wir unbedingt kennenlernen müssen.
„E. Knoll Lebensmittel Haushaltswaren“ steht über einem großen Schaufenster, das freie Aussicht auf ein schon äußerlich beeindruckendes Warenangebot gestattet. Ob Nachttopf, Tomatendünger, Kehrichtschaufel oder Pustefix – E. Knoll verkauft es. Drinnen treffen wir dann die Frau, die nicht Knoll heisst, sondern Renate Frank. Sie hat das Geschäft 1997 von ihren Eltern übernommen, steht seitdem täglich ab 7.30 Uhr hinter einer kleinen Kasse. Der kleine Laden ist voller Überraschungen, zeichnet sich aber vor allem durch jene menschliche Nähe und Herzlichkeit aus, die nur durch jahrelang gewachsene Beziehungen zwischen Käufern und Verkäuferin wachsen können.
Als eine alte Dame gebeugt von den Jahren mit schweren Beinen gerade so die Treppe hochkommt, stellt ihr Renate Frank sofort einen Hocker hin. Einem ebenfalls reifen Herrn holt sie die gewünschten Trockenpflaumen aus dem Regal, weil er sie nicht gefunden hat. Wo gibt’s so etwas heute noch? Hier in Bernloch.
„Wir bemühen uns, was zu bieten“, meint die Ladeninhaberin mit einer geradezu rührenden Bescheidenheit, die sich auch in den Preisen niederschlägt. Es ist keinesfalls teuer hier, es gibt sogar Sonderangebote, es gibt vor allem alles in der Nähe. „Kauft im Ort. Nicht hier und dort“, verkündet ein Zettel hinter der Wurst- und Fleischtheke. Wohl wahr, obschon am Horizont die geplante Eröffnung eines Supermarktes in Oberstetten wie eine dunkle Wolke über der Zukunft des Ladens liegt. Wir kaufen schmackhafte Landjäger und frische Brezeln, sind beeindruckt von dieser Frau und ihrem Gemischtwarenladen, ziehen weiter in Richtung Oberstetten.