Mount Rushmore liegt hoch oben in den Black Hills. Wir erklimmen die steile Straße mit unseren Harleys und dürfen ganz nach vorne auf Level sechs des Parkhauses. Ob es an der Motorradmarke liegt? Hier regiert die Symbolik, es ist eine Demonstration nationaler Identität. Eine Stunde reicht, um die amerkanische Seele ein bisschen zu beobachten. Heute ist Nationalfeiertag, die vier Präsidenten in Granit werden zur Kultstätte. Reservisten von Navi, Air Force und Marine treffen sich hier, „Keep America great“ ist oft zu lesen. Kinder schwingen Fähnchen mit Stars and Stripes, Frauen tragen weite Kleider in den Nationalfarben. Ein zackiger Navi-Offizier bietet sich an, von uns ein Gruppenfoto zu machen. Er blickt uns tief in die Augen und verbschiedet sich mit einem festen Handschlag. United we stand, soll das vermutlich heißen. Wir gehen schnell zum Parkplatz.
Denn bei so viel Pathos wollen wir nicht stören und steuern den Needles Highway an, ein gewundenes Sträßchen durch dichte Nadelwälder. Die Tunnel sind so schmal, dass nur ein Auto durchpasst. Die Straße ist eine Wucht. Sie führt durch schönste Landschaften. Serpentinen, Tunnel, Haarnadelkurven, manchmal geht es über Holzbrücken und durch schmale Schluchten. Leider hängt auch eine Wolke über den Black Hills, so dass wir den Regenkombi auspacken müssen.
Die regionalen Schauer lassen wir hinter uns und schwingen zu einer weiteren Ikone: nach Sturgis. Hier findet in ein paar Wochen eines der größten Motorradtreffen statt, und wir hofften, einen Hauch davon mitzubekommen. Unterwegs besuchen wir Crazy Horse, eine Art indianische Gegenbewegung, ebenfalls in Stein gemeißelt, aber unfertig. In hundert Jahren soll es soweit sein, wenn alles glatt geht. Es wir heftig gearbeitet.
Sturgis wiederum ist wie ausgestorben. Leere Straße, geschlossene Läden. Wenigstens Harley hat offen und wir bekommen einen Kaffee. Nach weiteren 15 Meilen die Überraschung des Tages: Unser Ziel ist Deadwood, und was wir hier sehen, ist das genaue Gegenteil: Massen schieben sich durch das malerische Westernstädchen, dessen junge Geschichte uns Tourguide Andy erzählt: von Revolverheld Wild Bill Hickok, von Goldgräbern und anderen Glücksrittern, von Anwälten, Priestern, Trappern und ungelernten Arbeitern. Alles wird hier liebevoll gepflegt. In Saloon No. 10 ist der Stuhl zu sehen, ind dem Wild Bill Hickok von Jack McCall beim Poker erschossen wird. Von hinten.