Leere Straßen in Evian.
FOTO: FISCHER

Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes ist wirklich der Meinung, dass diese Europameisterschaft in den Herzen der Menschen in Frankreich angekommen ist. Reinhard Grindel ist da ganz sicher, obwohl auch er weiß, dass die Menschen in Frankreich ganz andere Sorgen haben als den Kampf um den Ball.

Ich habe Herrn Grindel erzählt, dass wir aus dem Feriendomizil Evian-les-Bains angereist sind. „Für uns ist das kein Feriendomizil“ hat er entrüstet entgegnet. Womit er Recht hat, die Nationalmannschaft trainiert dort in der Abgeschiedenheit des Genfer Sees. Zur Kenntnis nimmt das übrigens niemand dort, weil sich die Mannschaft hinter den hohen Hecken des „Ermitage“ versteckt, Und das Quartier hat auch eher mit einem Werbedeal des Managers der Nationalmannschaft zu tun. Sei es drum, die Straßen dort sind leer, wie man sieht.

Blick auf das Beau Rivage in Genf.
FOTOS: FISCHER

Auf der Reise nach Paris ein Blick auf das Beau Rivage über den Genfer See, Sie wissen schon, Uwe Barschel. Aber nicht nur der ehrenwort-orientierte ehemalige Ministerpräsident schied dort aus dem Leben, sondern auch Sissi, die Kaiserin. beides übrigens bis heute nicht wirklich aufgeklärt. Die Sonne schien in Genf und wir waren schon überaus optimistisch. Unsere Träume erfüllten sich aber nicht, die Metropole empfing uns mit Dauerregen, der selbst den Eiffelturm fast im Nebel verschwinden ließ. Und auch das Quai de Grenelle, wo der stolze DFB-Präsident den neuen Vertrag mit adidas präsentierte, ist nur schemenhaft zu erkennen.

Was ich eigentlich sagen will: In diesen Tagen passt Frankreich und die Europameisterschaft nicht wirklich zusammen. Aber das ist sicher ein ganz subjektiver Eindruck. Wird allerdings unterstrichen dadurch, dass 1998 in diesem Land eine Weltmeisterschaft stattgefunden hat. Und grenzenlose Begeisterung sicht- und fühlbar wurde. Danach scheinen die Zeiten nicht mehr zu sein. Oder liegt es daran, dass diese heillos überfrachtete Europameisterschaft im Achtelfinale erst richtig anfängt?