Von Kaya Egenberger
REUTLINGEN. »Lieber würde ich noch mal Belgrad einnehmen als je wieder Reutlinger Wein zu trinken«, soll Prinz Eugen gesagt haben, als er im Jahr 1704 eine Nacht in Reutlingen verbrachte. Das kann zwar nicht ganz stimmen, denn Belgrad wurde erst später eingenommen, aber die Geschichte ist trotzdem nett, meinte Professor Dr. Eugen Wendler bei einer Stadtführung mit 125 GEA-Lesern.
Wegen Erzählungen dieser Art hätte Gisela Schuon den Worten Wendlers gerne länger als 110 Minuten gelauscht. »Er hat das so gut gemacht, dass keinem langweilig geworden ist – ich hätte noch stundenlang zuhören können«, schwärmte die Dame, die schon einige Stadtführungen mitgemacht hat. Der gleichen Meinung waren auch Monika Halimi und ihr Sohn Karim: »Das war sehr interessant, besonders die Anekdoten zwischendurch«, sagten die beiden beim anschließenden Empfang in der Citykirche am Nikolaiplatz.
Letzterer hatte zur eigenen Inspiration auch einige Zeitungsartikel – beispielsweise über die Spreuerhofstraße und den roten Brunnen – parat. »Der GEA dient mir oft als Vorlage für meine Führungen«, so Jooß.
Ausgangspunkt des Rundgangs war der Spitalhof am Marktplatz. Das Gebäude diente ursprünglich als Wohnheim für alte Menschen, die dort täglich einen Laib Brot und zwei Liter Wein als Verpflegung erhielten. Natürlich war auch das große Feuer in Reutlingen von 1726 Thema. Ausgelöst wurde die Katastrophe durch den Sohn eines Schumachers, der »im ersten Stock seines Hauses mit einer Frau zugange war«. Dabei fiel eine Kerze durch den löchrigen Holzboden und setzte zuerst den sich darunter befindenden Raum mit Heu und schließlich die ganze Stadt in Brand. Beim Wiederaufbau entstand dann die engste Gasse der Welt, die Spreuerhofstraße, da es weder Bebauungspläne noch sonstige Bestimmungen gab.
Gegen Ende der Tour machte die Gruppe auch am GEA-Pressehaus Halt und begutachtete das aufwendige Relief, bevor der Abend mit Häppchen und Getränken zu Ende ging. (GEA)