Mono Lake und Yosemite Park

Wir starten morgens um neun Uhr und sind nicht überrascht, dass es stramme 12 Grad hat – wir befinden uns auf einer Höhe von 2400 Metern. Gut eingepackt starten wir die Motoren. Die Sierra Nevada empfängt uns mit frischer Gebirgsluft, Tannenwäldern und klaren Gebirgsseen – eine Wohltat nach der Dürre der Wüste, die gestern das Bild dominierte.


Wir fahren auf der 395, die in Amerika als historische Nord-Süd-Verbindung einen ähnlichen Kultstatus genießt wie bei uns die Route 66. Und natürlich sind wir nicht die einzigen hier. Viele geführte Motorradgruppen kreuzen unseren Weg. Hier macht sich die Ortskunde unseres Guides Andy Klotk von Kultourbikes Schwaben bezahlt: Er macht einen Schlenker auf den Highway 158 zum June Lake und zum Grant Lake, einem verschwiegenen Gebirgstal, in dem fast nur Angler und ein paar Camper sind. Die anderen Motorradgruppen sind dran vorbeigedonnert.
Der Mono Lake hingegen ist ein unwirtlicher Ort, ein Natronsee, der sowohl besonders alkalisch als auch besonders salzhaltig ist. Kalktuff-Gebilde ragen in bizarren Formen aus dem Wasser, und wir erinnern uns an „Wish you where here“ von Pink Floyd, weil der See die Innenseite des Plattencovers zierte. Dass sich daran viele von uns erinnern, lässt auf unseren Altersdurchschnitt schließen: Das Album erschien 1975, da waren die meisten so zwischen 15 und 20 Jahre alt.
Über eine staubige Schotterpiste, die uns alles Fahrkönnen abverlangt, gelangen wir auf die 120, die Richtung Yosemite Nationalpark und durch ihn hindurch führt. Der Tioga-Pass ist offen und ermöglicht uns den Eintritt in den Park, der seit 1984 UNESCO-Weltnaturerbe ist. Granitblöcke, Wasserfälle, klaren Bäche und Haine von Riesenmammutbäumen sehen wir leider nur von der Straße aus. Die Natur bleibt sich selbst überlassen, auch nach Waldbränden. Hier möchte man auf einem der unzähligen Pfade wandern, die Gischt eines Wasserfalls spüren und den Gipfel eines der riesigen Granithügel erklimmen. En wunderbares Gruppenbild entsteht am Ufer des Tenaya Lakes mit dem Tresidder Peak im Hintergrund. Wir müssen leider weiter.
Die Straße schlängelt sich nach Sonora, wo wir heute Station machen. Das 4000-Einwohner-Dorf hat den Charme des wilden Westens bewahrt, es gibt Saloons und die typischen Westenfassaden. Der Ort wurde im Zuge des Goldrausches von mexikanischen Siedlern gegründet. Zumindest rein optisch erleben wir die Geschichte der Besiedelung des Westens hautnah.

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