Was ist los mit Europa?

VON CHRISTOPH FISCHER

Es geht in Riesenschritten auf das Achtelfinale der Europameisterschaft zu, die Spiele der Entscheidung nahen. Der Bundestrainer versammelt im Stade Camille Fournier zu Evian-les-Bains nach dem freien Tag die Seinen wieder um sich, und die Medienvertreter dürfen wieder eine Viertelstunde zuschauen. Man sieht das kickende Personal der Republik, wie einer dem anderen den Ball zuschiebt. Geschossen wird auf kleine Tore in der Sonne. Andreas Köpke, der Ex-Europameister und Bundes-Torwarttrainer, spielt hinter den Toren mit den Dreien, die sie aktuell berufsmäßig hüten.

Nach einer Viertelstunde trollen sich die Medienmenschen, was jetzt kommt, soll nicht mehr beobachtet werden. Wieder zurück ins Medienzentrum, nur ein paar Schritte. Mein untauglicher Versuch, mich unkontrolliert am Wachpersonal vorbei zu mogeln, scheitert erneut kläglich.

Wir sind jetzt seit 17 Tagen in diesem schönen Land, diese Europameisterschaft gestaltet sich aber weiter zäh. Nachdem sich Großbritannien gegen Europa entschieden hat, mehren sich auch in Frankreich die rechtslastigen Stimmen, dass man die Gemeinschaft verlassen sollte. In den Niederlanden ist es ähnlich rechtslastig. Irgendwie erscheint einem das alles noch unwirklich, was sich da als neue traurige politische Wirklichkeit offenbart. Und die Jungs spielen weiter Fußball in der Sonne, als wäre nichts passiert.

Die Touristik-Zentrale von Evian spricht eine Einladung nach der anderen aus, um die Leute bei Laune zu halten. Einmal wird landestypischer Käse zu landestypischem Wein gereicht, ein anderes Mal werden die Segel auf dem Lac Léman gesetzt. Sollten es für den Weltmeister wirklich sieben Spiele werden bei diesem Sportfest, sind es jetzt noch 16 Tage bis zum Finale in Saint-Denis. Und keiner weiß, wie es mit Europa weitergeht, wenn diese kontinentale Meisterschaft endlich die Ziellinie überschreitet.

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