Der Fußball zieht weiter

VON CHRISTOPH FISCHER

Evian-les-Bains gehört wieder der Kultur, der Fußball zieht weiter. Im Konferenzraum des Medienzentrums am Berg, in dem der Bundestrainer unsere Fragen beantwortete, wird schon abgebaut und verladen. Das Zentrum schließt am frühen Nachmittag, Ende der Woche kann hier schon wieder mit Boule-Kugeln gespielt werden. Das interessiert die Menschen in Evian mehr als der Fußball.

Die Meinung, dass das Sportfest gerade erst angefangen habe, hat Joachim Löw exklusiv. Die Europameisterschaft ist am Genfer See Vergangenheit. Das geht von einem Moment auf den anderen. Im Dorf hat das Musikfestival angefangen, ein paar Kilometer weiter in Montreux das berühmte Jazz-Festival.

Reinhard Grindel besucht das Abschlusstraining der Nationalmannschaft im Stade Camille Fournier. Der neue Präsident des Deutschen Fußball-Bundes äußert sich optimistisch zum Ausgang des Halbfinales in Marseille. Das muss er schon von Amts wegen tun. Ralf Köttker, der Mediendirektor des DFB, unterstützt seinen Präsidenten nach Kräften. Bastian Schweinsteiger trainiert mit, mit einer Bandage unterhalb des verletzten Knies, Einsatz in Marseille äußerst fraglich.

Am Abend zuvor singt eine begabte Mezzosopranistin aus der Oper „Carmen“ im Zentrum von Evian. Klänge von Georges Bizet bei den „Rencontres Musicales“. Wo sonst eine Torwand stand. In Evian-les-Bains ist der Alltag zurück, der Weltmeister ist weg, das „Ermitage“ am Berg wartet nun wieder auf Kurgäste. Aber auf Jahre werden sie von den Tagen erzählen, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, der Weltmeister von Rio de Janeiro, zu Gast war bei der Europameisterschaft 2016. Aber ihr Leben großartig beeinflussen wird das nicht.

Das ist eine positive Erkenntnis. Das Leben geht seinen gewohnten Gang. Ohne Fußball. Ohne den Weltmeister. Ohne Joachim Löw. Als wäre nichts gewesen. Das Dorf am Genfer See hat seine Ruhe zurück. Lebt wohl, Freunde, Merci beaucoup für alles.

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