Der Weg runter nach Talheim ist ein steiles Kunststück. Wegmarkierungen sind Mangelware, irgendwann rutschen wir mitsamt unseren Rucksäcken einfach den Hang herunter. Die Füße sind sowieso schon so platt wie die Blasen prall sind, da kommt’s auf eine Schramme mehr oder weniger auch nicht mehr an. Im Ort selbst herrscht strenge Sonntagsruhe, aber kurz bevor wir auf den Fußweg in Richtung Mössingen links abbiegen, sehen wir ein Zirkuszelt. Au fein, da schauen wir mal rein. Die Großmutter der Artistenfamilie erzählt uns eine traurige Geschichte.
Am Mittwoch dieser Woche hat der Familienzirkus Salto-Mortale sein Quartier an der Steinachstraße bezogen. Als wir kommen, bauen sie gerade ab. Drei Vorstellungen gab’s, aber in keiner einzigen waren mehr als zwanzig Zuschauer. Selbst Menschen wie ich, die in Mathematik immer ganz schwach gewesen sind, können sich ausrechnen was das bedeutet.
„Wir rücken ganz eng zusammen. Es ist ein schweres Los, aber wir sind da reingeboren worden“, sagt Monika Bügler ohne jeden Anflug von Klage. Ihr sechsjähriger Enkel Ricardo zeigt währenddessen spontan, was er alles mit dem Lasso draufhat. Die Hoffnungen des Familienunternehmens aus Bad Kreuznach ruhen jetzt voll und ganz auf ihren nächsten Gastspielen in St. Johann-Würtingen und Münsingen.
Zu erleben sind zwanzig Artisten im Alter von sechs (das ist Ricardo) bis 64 Jahren (das ist die Oma) gemeinsam mit ihren Tieren, „denn ein Zirkus ohne Tiere ist kein Zirkus“. Das glauben wir gerne, wünschen viel Glück, und ziehen weiter in Richtung Mössingen.
Bald habt ihr es geschafft. Glückwunsch, super Job! Und jetzt: hopp, hopp ins Finale. Danach erwartet euch eine Riesenüberraschung: Der Alltag hat euch wieder ;-)
Macht es gut auf den letzten „Metern“, wünscht der Erwin.