VON CHRISTOPH FISCHER
Man kann zur brasilianischen Mannschaft bei dieser Weltmeisterschaft stehen wie man will, aber es ist gut für dieses Turnier, dass sie weiter dabei ist. Nicht nur Cacau befürchtet beim frühzeitigen Ausscheiden ein schnelles Umschlagen der Stimmung in Brasilien. Insofern rettete Torwart Julio Cesar vom FC Toronto im Elfmeterschießen gegen die tapferen Chilenen im Achtelfinale nicht nur Mannschaft und Trainer das Viertelfinale sondern womöglich auch den brüchigen sozialen Frieden im Land.
Brasilien darf weiter vom sechsten Titel träumen. Auch wenn die spielerischen Leistungen der Selecao bisher sehr überschaubar sind. Die Defensive um David Luiz vom FC Chelsea spielt zwar bisher weitestgehend überzeugend, aber alles, was man von der Offensive sieht, muss den anderen Favoriten der Weltmeisterschaft bislang zumindest keine Angst einflößen. Und bestätigt nachhaltig die Befürchtungen Pelés, dass es schwer werden wird für seine Nachfolger im Kampf um den Titel.
Die Frage, warum Fred immer noch im Sturmzentrum spielt, kann man nur damit beantworten, dass es im Land des Fußballs an international renommierten Angreifern fehlt. Auch Hulk von Zenit Sankt Petersburg wirkt mit seiner Körpermasse allein nachts auf einsamen Straßen Furcht einflößend, im Angriff präsentiert er sich gelegentlich fast unbeholfen. Bleibt Neymar, der beim FC Barcelona zwar immer noch keine Heimat gefunden hat, mit bisher fünf Treffern aber einer der herausragenden Stürmer des Turniers ist. Nach dem Einzug ins Viertelfinale weinte der Superstar minutenlang Freudentränen. Ob Neymar allerdings ausreicht, die Selecao ins Finale und zum Titel zu führen, steht dahin.