Es gibt verschiedene Strategien, um der Müdigkeit beim Geradeausfahren zu entkommen. Andy schaltet den Tempomat aus und dreht am Gas, damit er überhaupt was zu tun hat, Georg sucht die schmissigsten Lieder auf seinem Stick und bläst sie durch die Stereoanlage seiner Harley: In the desert, you can remember your name. Dabei sind wir gar nicht in der Wüste, sondern in der Prärie auf dem Highway 18 nach Lusk.
Verhaltensauffälligkeiten sind da nicht ausgeschlossen. Katharina winkt einem Cowboy hoch zu Ross und bemerkt zu spät, dass es eine Attrappe ist. Aus Georgs Anlage dringt „Horse with no name“, er filmt die endlose Weite. Im Guernsey State Park huldigt Bruni mit einem Kniefall dem „land of the free, home of the brave“. Oder fotografiert sie eine Blume? Jedenfalls ist morgen Nationalfeiertag und wir nähern uns dem Mount Rushmore, wo die Präsidenten in Fels geschlagen sind. Am Straßenrand decken sich Amis mit Feuerwerkskörpern ein.
Vor diesem Spektakel gönnen wir uns Ruhe und Natur im Custer State Park. Auf der Badger Clark Memorial Road (sogar die Straße riecht nach Feierlichkeit) sehen wir Büffel, die uns leider nur den Rücken zuwenden, um es mal vornehm auszudrücken. Über ihnen kreisen Adler, der Duft nach frischem Gras umweht uns auf dem Weg nach Keystone.
Dort sind bereits die Flaggen gehisst für morgen, wobei unsere Hoffnung auf Kontakt zu festlich gestimmten Natives enttäuscht wird. Im Hotel emfängt uns Personal aus Europa und Asien, im Restaurant eine Dame aus China, die vorher auf Sylt bedient hat und deutsch spricht. Okay, dann ist Keystone eben international. Wir freuen uns auf morgen, aus den legendären 4. Juli, ausgerechnet an der Ikone Mt. Rushmore. Wir finden bestimmt richtige Amerikaner mit stolzgeschwellter Brust, wobei gerade dort der Streit mit den Indianern um das Land und das Geld immer noch tobt. Aber das ist eine andere Geschichte.