Boulevard Bahia

VON CHRISTOPH FISCHER

Endlich ist es in Porto Seguro offiziell geworden. Der Herr Botschafter lässt bitten. Wilfried Grolig ist seit viereinhalb Jahren in Brasilien. Aus aktuellem Anlass ist er mit seiner Pressesprecherin Martina Hackelberg aus Brasilia eingeflogen, um im Hotel Praia Resort ein wenig von Brasilien zu erzählen. Und um „Vibrations“ aufzunehmen. Der Weltmann meint die Stimmung im Land der Weltmeisterschaft. In Brasilia hat er davon offenbar noch nicht soviel mitbekommen.

„Ach, der General-Anzeiger ist auch da“ freut sich der Herr Botschafter. Als er sieht, dass es sich um den aus Reutlingen handelt, schaut er ein wenig enttäuscht. Der Jurist, vom Ex-Außenminister Guido Westerwelle in die Welt geschickt, meinte den in Bonn, weil er daher kommt. Nun ja, Reutlingen, auch gut. Die Honorarkonsulin in Brasilien, die später am Abend auf unsere Runde trifft, hat übrigens beim Buxtehuder Tageblatt angefangen. Wie klein die Welt doch ist.

Der Herr Botschafter ist schnell bei den drei Säulen der Kooperation zwischen Deutschland und Brasilien, politisch, wirtschaftlich und kulturell, „Sie verstehen“. Es läuft alles bestens, sagt er. Zwischendurch, wenn er sich seiner Meinung nicht sicher ist, sagt er, „kann ich Ihnen nur Hypothesen anbieten“. Schwarz und weiß mag Herr Grolig nicht und beschreibt die Kooperation von Deutschland und Brasilien in „vielen Grautönen“. Nun ja.

Als Herr Grolig uns eine Stunde lang Hypothesen angeboten hat, stellen die Kollegen Fragen, auch kritische, die Herr Grolig aber „unter Dreien“ nur zögerlich beantwortet. Dann sagt er noch etwas von einer „Fußballfieber-Selbstzündung“, er meint wieder die Stimmung, also eigentlich die „Vibrations“. Und als er dann die Demonstrationen der Brasilianer als „zivilgesellschaftliche Manifestationen“ definiert, erlahmt unsere Aufmerksamkeit merklich. Zum Schluss wollte Herr Grolig uns noch zum Bier einladen. Sein Mitarbeiter wusste aber nicht, ob er lieber die Theke im ersten Stock oder die im Keller des Hotels ansteuern sollte. Wir sind dann gegangen und haben das Bier selbst bezahlt. Botschafter in Brasilien zu sein, ist wirklich ein harter Job. (GEA)

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