Die letzte Sequenz in Santo André

VON CHRISTOPH FISCHER

Irgendwann ist immer definitiv Schluss. Im Campo Bahia wird schon alles in die Container geladen. Der Mann vom Reiseunternehmen musste schon früh zu unserem kleinen Flughafen in Porto Seguro. „Die Prinzessinnen wollen weg.“ Er spricht von den Freundinnen, Frauen und Lebensgefährtinnen der Nationalkicker. Joachim Löw hat seine Mannschaft für die letzten Trainingseinheiten völlig abgeschottet. Da gab es auch für die Models im Bannkreis der Mannschaft nichts mehr zu tun. Die „Prinzessinnen“ sind auf dem Weg nach Rio de Janeiro.

Ein Abschiedsfoto aus Porto Seguro: Abendstimmung im Hafen. Foto: Christoph Fischer

Ein Abschiedsfoto aus Porto Seguro: Abendstimmung im Hafen. Foto: Christoph Fischer

Heute spricht noch einmal der Nationalmannschaftsmanager zu uns. Und dann ist Sense im Pressezelt. Alles auf dem Weg ins Maracaná, eine Aufgabe ist noch zu erledigen. Manuel wird es verkraften können. Unser Freund versieht seinen Dienst auf der Fähre nach Santo André weiter gewohnt gewissenhaft und ständig unterwegs. Manuel ist für uns ein Orientierungspunkt geworden. Von ihm war schon die Rede, er spricht mit Jedem, der sich ihm in den Weg stellt, mit Händen und Füßen. Er ist ein goldiger Kerl, 53 Jahre alt, eine Seele von Mensch.

Er weist die Fahrzeuge auf seiner Fähre mit einer Sorgfalt ein, die im Gedächtnis bleibt. Er wird uns fehlen. Alle waren sie heute noch einmal auf dem Schiff. Auch Mario, der für den Medienshuttle verantwortlich ist. Er wollte bis zum Schluss bleiben, und er hat es geschafft. „Weißt du noch, was ich dir von den Brasilianern erzählt habe?“ fragt er mich. Natürlich weiß ich das noch. Er hatte gesagt, die deutsche Mannschaft sei die beste bei der Copa, aber Brasilien soll trotzdem Weltmeister werden. Das geht nicht mehr. Mario hat aber große Hoffnungen, dass ihn seine deutschen Freunde nicht enttäuschen und im Finale am Sonntag Argentinien schlagen. Einen Weltmeister Argentinien in Brasilien, das will er sich nun wirklich nicht vorstellen.

Ab Freitagabend geht in Bahia wieder alles seinen normalen Gang. Die Deutschen sind weg, und die Leute im Dorf können sich wieder mit sich selbst beschäftigen. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte versprochen, dass der Rasenplatz doch noch fertig wird. Wir haben gesehen, dass neuer Rasen angeliefert worden ist, das ganze Dorf ist auf den Beinen. Damit Wolfgang Niersbach den Platz noch vor dem Aufbruch nach Rio de Janeiro seiner Bestimmung übergeben kann. Es wird funktionieren, geglaubt haben wir es nicht.

In unserem Camp müssen wir nur noch den Schlüssel bei Maria abgeben. Die Chefin des Toko Village ist übrigens Argentinierin, die nach Brasilien gekommen ist, um ein neues Leben anzufangen, hat sie uns erzählt. Sie wirkt zufrieden damit. Nach dem alten Leben haben wir sie nicht gefragt. Sie hätte es nicht gewollt.

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