Flexibilität ist Trumpf

VON CHRISTOPH FISCHER

Man sollte wirklich nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Und im Fußball ist ohnehin nicht alles berechen- und vorhersehbar. Aber ein Satz von Joachim Löw bleibt trotzdem bemerkenswert. „Das Spiel hat sich irgendwie so entwickelt, obwohl das nicht so geplant war“, sprach der Bundestrainer nach dem 2:2 gegen Ghana.

Nun sind Trainer gemeinhin dafür da, Entwicklungen im Spiel zu sehen, zügig zu analysieren und möglichst situationsadäquat zu reagieren. Wie Ghanas Trainer Kwesi Appiah, der nach der deutschen Führung sofort Kevin-Prince Boateng aus dem Spiel nahm und Andre Ayew brachte. „Neue taktische Ausrichtungen verlangen neues Personal“, sagt Appiah.

Löw wartet ab und mit Auswechslungen lange. Man könnte sagen, Löw zögert. Immerhin reagierte Löw gegen Ghana und wechselte mit Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose das Unentschieden ein. Die Frage bleibt, warum erst 20 Minuten vor Schluss? Sami Khedira war auch nach 50 Minuten schon mit den Kräften am Ende, was kein Vorwurf ist. Sondern nach seiner Krankengeschichte nicht mehr als normal.

Löw verweist gerne auf die Qualität seiner Bank. Und er tut dies mit Recht. Die Frage bleibt, warum er das Potenzial seiner Bank dann nicht früher nutzt? Kein Zweifel, Joachim Löw ist ein überdurchschnittlich begabter, vielleicht herausragender Trainer. Aber bei einem Weltturnier müssen Spieler und Trainer überdurchschnittlich, herausragend sein, wenn sie Erfolg haben wollen. Und auch wenn das taktische Konzept stimmig ist, müssen Spielräume für Korrekturen bleiben. Ohne die Grundausrichtung aus den Augen zu verlieren.

Es geht im Weltfußball um Nuancen, es geht um höchstmögliche Flexibilität. Sagt Joachim Löw. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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