Lieber Brasilien als Brüssel

VON CHRISTOPH FISCHER

Wir haben in Porto Seguro ein interessantes, sozusagen interfraktionelles Gespräch geführt. Das liegt unter anderem daran, dass dieser Mann etwas zu sagen hat, der seit 2002 für die Christlich Demokratische Union im Bundestag sitzt. Reinhard Grindel aus Hamburg ist aber nicht nur Bundestagsabgeordneter, ehemals im Innenausschuss, jetzt im Sportausschuss, sondern seit Oktober 2013 auch Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes, einem der reichsten Sportverbände der Welt. Der Mann hat Ahnung. Auch vom Fußball.

Höchstens drei Millionen Euro gibt es für die Deutschen, wenn es tatsächlich der Titel werden sollte. „Mich ärgert, dass der Weltfußballverband unglaubliche Summen mit einer Weltmeisterschaft verdient, aber nur einen Bruchteil an die nationalen Verbände weiterreicht. Ich halte das für unvertretbar“, sagt Grindel beim Rotwein bestimmt. Das müsse geändert werden. Aber im Weltfußballverband sind Reformen ohne personelle Veränderungen in der Führung schwer vorstellbar. Das hat auch der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Wolfgang Niersbach gesagt. „Ich bin der Meinung des Präsidenten“, sagt Grindel.

Und spricht dann, wie Politiker reden. Der Reformprozess in der Fifa brauche endlich eine neue Dynamik, neue Köpfe. Der Herr Kollege Grindel leitete ab 1997 das Studio des ZDF in Berlin, vorher war er für ZDF und Sat.1 in Bonn und nachher in Brüssel. Eine journalistische Karriere, sagt man. Grindel weiß, wie er was wann wo zu sagen hat. Und wann er davon ausgehen kann, dass es auch im General-Anzeiger in Reutlingen geschrieben wird. Das ist so bei Politikern, die im Idealfall vorher Journalisten gewesen sind. „Habt ihr eigentlich etwas mit dem General-Anzeiger in Bonn zu tun?“, fragt er. Indirekt, sage ich. Der deutsche Botschafter hatte mich das auch schon gefragt.

„Entweder gefällt es einem in Brüssel oder eben nicht. Mir gefällt Brüssel nicht“, sagt Grindel und lächelt beim zweiten Rotwein. Dann hat ihm die CDU ein Angebot gemacht. Seitdem macht er Politik. Und jetzt eben auch Sportpolitik. Wegen der Finanzen in Fifa und DFB wollen wir nächste Woche telefonieren. Grindel muss zurück nach Berlin, Sitzungswoche. Irgendwie macht er ein Gesicht, als würde er lieber in Brasilien bleiben. (GEA)

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