Ich habe es getan. Nach 15 Tagen Rio. Ich habe an der Copacabana einen Caipirinha getrunken. Man soll das in Rio de Janeiro tun, sagt man, weil ein Caipirinha in Rio de Janeiro etwas anderes ist als, sagen wir, in Stuttgart. Seit Auftakt der Olympischen Spiele ist Alkoholgenuss für uns tabu. Das ist kein Experiment für Bockbier-Helden, das sind Notwendigkeiten, weil man das sonst nicht durchhalten kann mit dieser ständigen Rennerei von Sport zu Sport.
Nun habe ich es aber trotzdem getan. Und als wir uns dann beim Beach-Volleyball getroffen haben, Franziska van Almsick war auch da, nach der ständigen Kommentierung von Misserfolgen deutscher Schwimmer muss man zwischendurch einmal etwas anderes machen, haben nach und nach auch die anderen zugegeben, dass sie das Tabu gebrochen haben. Und es getan haben.
Nun gut. Lassen Sie sich von der Copacabana nichts erzählen, auch jetzt nicht, liebe Leserinnen und Leser, man muss das alles selbst erleben. In Botafoga, in Flamengo und andernorts in dieser großen Stadt merkt man von Olympia gar nichts. Rio de Janeiro braucht Olympia nicht, sagte ich das schon? Die Copacabana erst recht nicht. Es sei denn, man schafft es sich neu. Wie die Beach-Volleyballer, die anders sind. Sie stehen für ein anderes Olympia, für ein modernes. Für einen neuen Stil, sagt man. Für ein anderes Lebensgefühl.
Nach dem Caipirinha habe ich das ein wenig gespürt, irgendwie. Beschwingt, Sie verstehen. Und jetzt weiter ins Olympiastadion zur Leichtathletik. Ohne Caipirinha. (Christoph Fischer)