VON CHRISTOPH FISCHER
Michael O’Neill sprach nachher von einer „großartigen Niederlage“ seiner Mannschaft. Der Teammanager des nordirischen Teams stand im Prinzenpark zu Paris nach dem 0:1 gegen den Weltmeister noch sichtlich im Bann einer Begegnung, die für viele seiner Spieler der Höhepunkt ihrer Karriere war. „Meine Spieler spielen nicht gegen Bayern München oder Real Madrid.“ Seine Spieler wehren sich in der schottischen Liga gegen den Abstieg. Wie der großartige nordirische Torwart Michael McGovern von Hamilton Academical.
Als Michael O’Neill in den Stadionkatakomben Auskunft gab, sangen seine Landsleute immer noch in der Arena. Fast 20000 waren es im Prinzenpark, die „Will Grigg’s on fire“ stimmgewaltig intonierten, das die nordirischen Fans nach dem Hit „Freed from desire“ auf ihren Liebling gedichtet haben, der bei Wegan Athletic unter Vertrag steht.
Wer die nordirischen Fans singen hört, weiß, warum er zum Fußball ins Stadion geht. Die Fans des Weltmeisters waren schon weg, aber sie kamen wieder zurück, um mit den Nordiren zu feiern. Einer erzählte nachher, die Nordiren hätten ihm eine große Freude mit ihren Gesängen bereitet. O’Neill kämpfte mit den Tränen, als er von „unseren einzigartigen Fans“ von der Insel sprach: „Wir sind ein kleines Land mit nur wenigen Fußballspielern. Und wir sind froh, bei diesem Turnier dabei sein zu dürfen.“
Im Stadion singen die Fans immer noch, als O’Neill seine Ausführungen beendet. Da konnte er noch nicht wissen, dass seine Mannschaft für das Achtelfinale der Europameisterschaft qualifiziert ist. Das ist die andere Seite dieses zurecht als überfrachtet kritisierten Turniers. Und eine sehr sympathische. Soviel Zeit muss sein.