Sonntags hat der Koch Pause

Wir haben endlich durch Vermittlung eines langjährigen Freundes und Kollegen vom Sport-Informations-Dienst ein Gasthaus gefunden, das wir bis gestern Abend schon fast als unsere Stammkneipe in Porto Seguro bezeichnet haben. In dieser Kneipe steht ein Steinofen. Und in diesem Steinofen wird eine wunderbare Pizza gebacken. Die haben wir bisher mit größter Freude verzehrt. Seit José weiß, dass ich Weintrinker bin, ist auch der Sauvignon aus Chile kaltgestellt. Alles bestens.

Gestern Abend sind wir nun experimentierfreudig geworden. Das hat sich als großer Nachteil herausgestellt. Jedenfalls haben wir zum ersten Mal ein Stück von einem toten Tier bestellt. Filet Mignon war angesagt. Und Mailänder Schnitzel. Normalerweise kommt José immer noch mal vorbei und fragt, ob er alles richtig verstanden hat. Das hat er gestern nicht getan. Wir schöpften aber noch keinen Verdacht.

Viel später kam das Fleisch. Ohne Beilagen. Die kämen in zwei Minuten, sagte José. Wir sagen es ungern, aber das Fleisch war ungenießbar. Ich komme mit meinen Zähnen trotz meines Alters immer noch durch alle kulinarischen Hindernisse, gestern musste ich aufgeben. Man hätte mir auch einen alte Reifen auf den Teller legen können. Der Kollege aus Osnabrück wurde richtiggehend sauer. Das passiert normalerweise nie. Kurz vor der Eskalation habe ich bezahlt. Die Getränke. José hatte ein Einsehen.

Mir ließ es keine Ruhe. Und ich habe nachgefragt. Mensch Alter, wer hatte denn heute in der Küche Dienst? In der Küche sei sonntags keiner, sagte José kleinlaut. Und weil er uns mag, hätte er es ausnahmsweise selbst versucht. Und das habe nicht funktioniert. Kann man so einem Menschen böse sein? Ich sage in aller Entschiedenheit: Nein. Heute gehe ich wieder hin. Ich lasse José nicht im Stich.

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