Mit zwei Vorurteilen müssen wir an dieser Stelle mal aufräumen: Erstens, dass es in Amerika nur geradeaus geht. Soeben sind wir im Kern Valley in der Sequoia Lodge angelandet und können mit schwindelhafter Gewissheit sagen, dass wir seit Obispo etwa 1000 Kurven gefahren sind, eine anspruchsvoller als die andere. Von wegen geradeaus: Besonders ab Bakersfield reiht sich Kehre an Kehre.

Auf dem Highway 155 machen wir in Glennville Pause, einem amerikanischen Nest mit einem grandiosen Saloon, dem Saddle Sore Saloon. Hier hängen Bilder von John Wayne mit Originalunterschrift und Actionfotos von Rodeo-Größen an der Wand, ferner exakte Beschreibungen der gängigen Smith-and-Wesson-Kaliber sowie Pokale von örtlichen Rodeo-Veranstaltungen. Der Kaffee kostet zwei Dollar und wird eigentlich nur schwarz getrunken. Auf dem Parkplatz parken Pickups, deren Lack so verwittert ist wie die Haut im Gesicht ihrer Besitzer.

Durch den Sequoia-Forest-Park dringen wir zum Isabell Lake vor, erst geht es steil aufwärts, dann ebenso steil bergab. Wir arbeiten mit der Motorbremse, um die Bremsen zu schonen. Komischerweise steht hier ein Baum, auf dem zehn Geier sitzen. Da macht man sich so seine Gedanken….

Am Kern River dann die Überraschung einer lauschigen Unterkunft inmitten einer Berglandschaft, die zum Outdoor-Abend einlädt. Wir grillen unsere Steaks am Feuer, die wir morgens im Supermarkt gekauft haben, womit wir beim zweiten Vorurteil wären: Dass man in Amerika nicht gesund leben kann. Die Obst- und Gemüseabteilung des Marktes bietet alles, übrigens Bio und aus der Region. Deshalb gibt es abends frisches Gemüse zu den Steaks. Am Lagerfeuer trinken wir Whisky aus Schottland, den Eberhard aus dem Duty-Free-Shop bis nach Kalifornien gerettet hat und nun großzügig ausschenkt. Thanx, Eberhard. Die Sterne über dem kalifornischen Himmel leuchten heute nur für Dich!