Provisorien so weit das Auge reicht

VON CHRISTOPH FISCHER

Zwei Wochen in Brasilien. In anderen Zusammenhängen spricht man, auch wenn die Hälfte des Turniers noch nicht um ist und es den Deutschen trotzdem zu Zwischenbilanzen zieht, bei einem Termin dieser Art vom Bergfest. Zumindest in meiner sauerländischen Heimat. Zwei Wochen Brasilien, und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat gerade ihr zweites Spiel bei der Weltmeisterschaft absolviert. 28 von 64 Begegnungen sind gespielt.

Blick auf Salvador. Foto: Christoph Fischer

Blick auf Salvador. Foto: Christoph Fischer

Nach dem ersten Spiel in Salvador waren wir nun in Fortaleza im Estadio Castelao. Von Porto Seguro fliegt man zwei Stunden, am Flughafen steigt man in einen klimatisierten Bus, der zum Stadion fährt. Man schaut ein Fußballspiel an, schreibt darüber, wird wieder in den klimatisierten Bus eingeladen, fährt zum Flughafen und fliegt zurück ins Quartier. Ganz normal für ein Event dieser Art und Form.

In Fortaleza wie in Salvador fällt auf, dass die Stadien schlicht und ergreifend nicht fertig geworden sind. Wir wussten das, aber man muss es erleben. Die Wände sind allenthalben mit Stoff bespannt, damit man den zurückhaltenden Baufortschritt nicht direkt sieht. Früher machte man das in der ehemaligen DDR, wenn der Besuch von Erich Honnecker das ganze Elend seines Staates nicht sehen sollte.

Und wenn man nach einigem Nachfragen und durch einige Gänge endlich dort ist, wo auch der Kaiser traditionell zu Fuß hingegangen ist, fühlt man sich an ein Schützenfest im Sauerland erinnert. Provisorien so weit das Auge reicht. Und man fragt sich, warum eine Weltmeisterschaft, die für den Weltverband Fifa ein Milliardengeschäft mit einem Milliardengewinn darstellt, wie ein Turnier 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika und 2002 in Südkorea und Japan und 1998 in Frankreich und 1994 in den USA und 1990 in Italien durch etliche Testläufe durch musste. Bis alles stimmte.

Straßenszene in Salvador. Foto: Christoph Fischer

Straßenszene in Salvador. Foto: Christoph Fischer

Nur in Brasilien nicht. Weil Brasilien das Land des Fußballs ist. Und der Präsident Joseph S. genannt Sepp Blatter sich über die Bewerbung dermaßen gefreut hat, das nichts anderes mehr in Frage kam. Aber wir wollen nicht wie die Besserwisser auftreten, schon gar nicht wie irgendwelche Klugscheißer. Irgendwie wird natürlich alles gut gehen, 64 Spiele lang. Und außerdem geht es nicht um uns, sondern um diejenigen, die in Südamerika den Ball über den Platz bewegen. Also alles in Ordnung, es besteht kein Grund zur Sorge. Irgendwie.

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