Als Fabelweltrekordler Wayde van Niekerk aus Südafrika bei der Siegerehrung im Olympiastadion auf seine Goldmedaille wartete, schaute er ungläubig in die Runde. So wenig Zuschauer bei meiner Siegerehrung? Der Zuschauerzuspruch am vierten Tag der Leichtathletik-Wettbewerbe in Rio de Janeiro war olympiaunwürdig.
Als sei der Wettergott ebenfalls wütend, schickte er den Regen. In Rio de Janeiro goss es wie aus Eimern, die Temperaturen stürzten in den Keller. Dumm nur, dass ausgerechnet die Hürdensprinter und die Hürdenläuferinnen bei diesem Hundewetter ihre Qualifikationen laufen mussten. Gregor Traber schafft es, Jackie Baumann scheitert.
Aber ich wollte eigentlich etwas anderes erzählen. Der weitsichtige Berichterstatter hat natürlich immer etwas für drohenden Regen im Gepäck. Ich nicht. Der nächtliche Rückweg nach Botafogo wurde eine kräftezehrende Veranstaltung. Der einzige Regenschutz war der Rucksack, Laptop drin, Aufnahmegerät, Notizblöcke, alles, was meinen Besitz bei Olympia ausmacht. Es regnet weiter in Strömen, der Bus kommt aber wie üblich nicht.
Als er endlich da ist, habe ich keinen trockenen Fetzen mehr Leib. Völlig unabhängig davon kühlt der brasilianische Busfahrer sein Fahrzeug trotzdem. Alle mehr oder weniger freundlichen Korrekturversuche helfen nicht, er bleibt dabei. Und der Bus kalt. Erstmals habe ich das Gefühl, wirklich im brasilianischen Winter angekommen zu sein.
Manchmal fühlt man sich am falschen Platz. Selbst in Rio. Aber mein Arzt im Schwabenland ist ein guter. Er hat mich bestens präpariert für die olympische Expedition. Selbst Brasiliens tiefer Winter im Bus bleibt für mich ohne negative Folgen. Lieben Dank, Herr Doktor, auf diesem Weg. Nichts geht über eine solide Gesundheit, meine Erfahrung des Olympiajahres. (Christoph Fischer)