Als Rennfahrer unterwegs

VON CHRISTOPH FISCHER

Wir sind zurück in Porto Seguro. Nicht, dass ich klagen will, aber es war nicht ganz einfach. Kollege Michael hat geschimpft mit mir, weil ich die Landstraße von Salvador zurück ins Stammquartier benutzt habe wie qualifizierte Rennfahrer früher die Nordschleife auf dem Ring. Aber der Reihe nach. Im Pelourinho wird normalerweise abgeschleppt, was das Zeug hält. Aber unser kleines weißes Auto, Fabrikat uninteressant, nur soviel: Das Werk steht in Köln, unser kleines weißes Auto also haben sie stehen gelassen. Weil sie genau gewusst haben, die Jungens bestrafen sich selbst.

Nach dem deutschen 4:0 die Feiermeile per Auto zu verlassen, ist eigentlich unmöglich, aber wir haben es nach 90 Minuten Flucht durch die dunklen Straßen Salvadors geschafft. Von unseren Gefühlen dabei berichten wir nicht. Dann mussten wir die Bahn finden nach Porto Seguro. Ohne eine wunderhübsche blonde Studentin namens Marta hätten wir es niemals geschafft. Sie hat uns an den Stadtrand durch den dicksten Verkehr geleitet. Wir vergessen es ihr nie. Eine weitere Stunde war vergangen.

Als wir endlich auf der Bahn waren und dem Kollegen irgendwann dämmerte, sie sei falsch, haben wir an einer Tankstelle Fabio gefunden, der uns über sage und schreibe 80 Kilometer auf den rechten Weg zurück leitete. Und nur einen Handschlag dafür wollte. Seit den Tagen in Salvador bin ich ein glühender Verehrer brasilianischer Hilfsbereitschaft. Und dieser Stolz, mit dem Fabio eine kleine Geldgabe unsererseits ablehnte, das hatte Größe. Danke Fabio.

Dann begann der Kampf gegen die Nacht. Und unser kleines weißes Auto, ich berichtete, glaube ich schon, von den Bremsschwellen auf den Straßen, aber müde sieht man sie halt nicht immer. Jedenfalls, zweimal flog unser kleines weißes Auto. Wie bei der Rallye Dakar, Sie kennen das. Michael wurde wach auf dem Beifahrersitz und reagierte sauer. Was man verstehen kann. Wir sind nach dem Fliegen aber wieder gelandet. Und unser kleines weißes Auto steht jetzt vor der Haustür. Manchmal scheint die geschundene Karosse zu sagen: Tut mir Leid, ich konnte wirklich nicht schneller. 5.00 Uhr morgens waren wir zurück. Gesund, nicht munter, Michael hat auch gesagt: Schwamm drüber, vorbei ist vorbei.

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