Von Bären und Chinesen

„Ihr habt ja im Lotto gewonnen“ ruft uns Andy zu, als wir ihn am Abend treffen. Er meint die Zahl der Bären, die wir im Yellowstone Nationalpark gesehen haben. Er war nicht dabei, und so können wir unwidersprochen behaupten, es wären fünf gewesen, manche sagen vier, ein brauner, ein schwarzer und ein paar junge. Dazu noch Bisons, ein Elch und anderes Getier. Dabei fallen uns zunächst eher die Chinesen ins Auge, die in Heerscharen den Park bevölkern. Busladungsweise fallen sie von allen Richtungen ein. Die Straße und Aussichtspunkte sind brechend voll davon, ein Durchkommen ist nur noch im Schritttempo möglich. Armer Park.

Neben Tier- und Menschenarten, letztere in Blechkisten, gibt es hier Geysire zu sehen, zehntausend sollen es sein. Glück haben wir beim Old Faithful, dem berühmtesten: Jede Stunde bläst er Wasserdampf hervor, wir sehen ihn schon nach fünf Minuten, umringt von Hunderten. Und dann bekommen wir die Naturgewalt zu spüren: Auf der Südstrecke des großen Canyon Loops erwischt uns eine Regenfront seitlich. Zu allem Überfluss ist in Canyon Village eine schlammige Baustelle, die wir mit unseren Bikes durchschwimmen müssen, so dass uns die freundlichen Amis am anderen Ende fragen werden, ob wir offroaden waren, im Gelände unterwegs? Und so sieht uns der Dunraven Pass in Tarnfarbe, aber wieder trocken weil regenfrei. Leider hat die Waschanlage in Gardiner zu. Unser Bike entwickelt sich zum Gesamtkunstwerk, wie es dem bayerischen Teilnehmer Christian ohnehin vorschwebt. „Also i dad’s ned wosch’n“, rät er für den weiteren Verlauf der Reise. Darauf trinken wir im Iron Horse einen schottischen Whisky, den uns Hardy spendiert. Und, oh, ein Regenbogen am Horizont, die Abendsonne geht auf. Nur für uns.