Der Zauber von Maracaná

VON CHRISTOPH FISCHER

Sicher, es ist nicht mehr das alte Stadion. Und es hat noch nicht einmal mehr die Hälfte der Plätze. Nur noch 74000, früher waren es 200000, es war das größte Stadion der Welt. Auch das Wembley-Stadion in London ist längst nicht mehr das alte. Und auch andernorts denkt man über Modernisierungen oder Neubauten nach, weil wir nicht mehr in den 50ern des letzten Jahrhunderts leben sondern in der Neuzeit. In der die Anforderungen nicht nur der Zuschauer andere geworden sind.

Das neue Maracaná Stadion. Foto: Christoph Fischer

Das neue Maracaná Stadion. Foto: Christoph Fischer

Nostalgiker bedauern den Neubau in Rio de Janeiro. Berechtigte Proteste hat es gegen die Millioneninvestitionen gegeben. Nicht nur in Rio. Aber das alte Maracaná hätte den Anforderungen der Kommunikationsgesellschaft sicher nicht mehr genügt. Man mag das bedauern, ändern wird man es kaum, weil man die Entwicklung nicht aufhalten kann.

Alte Stadien entfalten einen sonderbaren Zauber. Wer jemals im alten Wembley-Stadion gewesen ist, wird das nachvollziehen können. Wie es ist, wenn Zehntausende jubeln und man das Gefühl hat, das ganze Stadion schwingt. Das Estadio Bernabéu in Madrid, Camp Nou in Barcelona oder das Azteka in Mexiko-Stadt, alles Arenen, die einem schon den Schauer über den Rücken jagen, wenn noch gar kein Ball zu sehen ist.

Den alten Zauber wird man naturgemäß in den neuen Arenen nicht mehr immer nachempfinden können. Aber es ist doch bezeichnend, dass selbst junge deutsche Nationalspieler, die im Idealfall im Maracaná nicht nur ihren ersten Auftritt im Viertelfinale absolvieren können sondern im Idealfall auch einen triumphalen letzten im Endspiel, dieses Stadion als etwas Besonderes empfinden. Irgendetwas von dem alten Zauber muss geblieben sein. Auf jeden Fall aber ist es so, dass man in Rio de Janeiro in das Herz der Weltmeisterschaft vorgestoßen ist. Vielen ist das vermutlich schon genug.

Der deutschen Nationalmannschaft und dem Bundestrainer darf es nicht genügen.

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