Zurück in der Wirklichkeit

VON CHRISTOPH FISCHER

Der Himmel über Rio de Janeiro ein wenig verhangen, das Maracaná streng bewacht. Auf dem Weg ins Stadion zum Viertelfinale stellen sich zehn Reihen schwer bewaffneter Sicherheitsleute in den Weg, Rucksack auf, Rücksack zu in jeder dritten Reihe. Zurück in der Wirklichkeit am Morgen nach einem wunderbaren Abend an der Copacabana. In Rio de Janeiro werden die Kontrollen strenger auf dem Weg ins Finale. Ob das alles sein muss?

Kleine Party nach dem deutschen Sieg. Foto: pr

Kleine Party nach dem deutschen Sieg. Foto: pr

Monika hat am Abend zum Schluss immer weder gesagt: „I like Scheidebecher“. Es wurden am Ende ein paar mehr. Viel Betrieb an der Copacabana, Michael ist Professor an der Universität neben dem Stadion, es ist eine der größten des Landes, ein kluger Mann, dem es das Herz zerreißt, wenn er auf den Fußball zu sprechen kommt. Glühender Verehrer von Fluminense, Michael weiß alles über den Club, seine Eltern waren Deutsche, der Vater aus Berlin, die Mutter aus Stuttgart. Und der Onkel hat ihm die Liebe zum Fußball gelehrt, hat ihn mit ins Maracaná genommen, als der Professor noch klein war. Und von da an spielt der Fußball im Leben des Mediziners eine große Rolle.

Michael hat einen deutschen und einen brasilianischen Pass. „Deutschland gewinnt gegen Frankreich“, keine Frage, sagt Michael, Brasilien gewinnt gegen Kolumbien und dann kommt das Spiel der Spiele in Belo Horizonte. Michael weiß noch nicht, ob er das aushalten wird. Er glaubt es nicht. Eigentlich. Schon das Elfmeterschießen gegen Chile, „ich bin in den Keller gegangen, es ging nicht anders“. Seine Frau Claudia, eine ehemalige Studentin von ihm, wegen der Michael seine erste Frau verließ, wie das Leben spielt, ist Anhängerin von Flamengo. Deshalb reden sie nie über Fußball, das ist gut für die Beziehung, sagt Michael.

Neben Monika sitzt noch Violetta am Tisch, wir haben viel gesprochen über das wunderschöne Rio, das wunderschöne Brasilien, die Weltmeisterschaft, irgendwann über die Söhne und die Töchter und über Fußball. Es war großartig. Neben uns haben die Franzosen die Marseillaise gesungen, Stimmung wie bei einer Weltmeisterschaft eben. Alles friedlich, alles fröhlich, alles international. Und auf den nächsten Scheidebecher folgte der übernächste. Wunderbar. Wie Weltmeisterschaft sein muss.

Und am anderen Morgen stellen sich uns wieder die streng schauenden Polizisten in den Weg. Auch das ist Weltmeisterschaft. Es geht nicht anders. Und am Ende haben sie uns ins Maracaná hineingelassen. Zum Viertelfinale gegen Frankreich.

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