In das olympische Reiterstadion von Deodoro passen 12000 Zuschauer. Beim Grand Prix Special der Dressurreiter waren es vielleicht 1000, die einen grandiosen Wettbewerb verfolgten. „Beschämend für die Organisation dieser Spiele, nicht für unsere Sportart“, nannte das der niederländische Dressurreiter Edward Ga zutreffend. Zuschauer bei diesen Olympischen Spielen rekrutieren sich häufig aus dem Anhang der Athleten. Zumindest in den Sportarten, die nicht im Rampenlicht stehen.
Wie anders war das noch in London, sogar in Peking, auch in Athen und Sydney. In Rio de Janeiro fehlen die Zuschauer. Die Serie A des brasilianischen Profifußballs schert sich nicht um Olympia, die Kicker spielen, wo immer sie spielen, vor großen Kulissen. Zu kleinen Preisen. Olympia? Ausverkauft waren bisher nur die Veranstaltungen im Kunstturnen und im Schwimmen. Und in den Hallen, in denen der Brasilianer Handball oder Basketball spielt.
Der Grund ist offensichtlich. Die Eintrittskarten sind für Brasilianer zu teuer. Die Organisatoren haben versucht, aus diesem Olympia ein Geschäft zu machen. Ein Geschäft für die Organisation, ein Geschäft für Rio de Janeiro. Um andere Defizite auszugleichen. Ein Weg, der in die Irre führen musste. Begeisterung, olympisches Flair, bei diesem 31. Olympia der Neuzeit stellt sich das nicht wirklich ein. Es den Brasilianern zur Vorwurf zu machen, greift aber zu kurz.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird nicht müde, die ersten Olympischen Spiele in Südamerika als etwas ganz Besonderes zu preisen und zu propagieren. Dass diese Spiele in Südamerika auch besondere Voraussetzungen haben und ganz besonderen Bedingungen unterworfen sind, reflektiert das Komitee nicht. Großer Sport vor leeren Tribünen. Das ist schade für Brasilien und für den olympischen Sport. (Christoph Fischer)