Hinein in die Wüste

50 Grad im Schatten und wir mitten drin. Gestern konnten wir den Death-Valley-Trip noch in die Tonne kicken, aber heute gibt es kein Entrinnen. Wir müssen nach Barstow, California. Das sind 150 läppische Meilen auf der Interstate 15 South, aber 250 auf der historischen Route 66 – durch die Wüste, durch den heißesten Ort der USA: Needles. Das ist kein Spaziergang. Deshalb teilt sich die Gruppe. Eine fährt über die kürzere Interstate durch die Mojave-Wüste, eine über die längere Route 66.

Hit the Road Jack: Auf der alten Route 66 geht es durch die Mojave-Wüste. Foto: Jonas König

Hit the Road Jack: Auf der alten Route 66 geht es durch die Mojave-Wüste. Foto: Jonas König

Heißer Reifen: Bei 50 Grad wird die Fahrt anstrengend. Foto: Jonas König

Heißer Reifen: Bei 50 Grad wird die Fahrt anstrengend. Foto: Jonas König

Netterweise bleibt das Thermometer unter 120 Fahrenheit, wir kommen gut voran. Die anderen offenbar auch: Vom „Bagdad Cafe“ erreicht mich der Anruf, alles sei okay. Die undeutlichen Gesprächsfetzen lassen vermuten, die Gruppe sei auf dem Mond gelandet. Ist sie auch, fast: Im „Bagdad Cafe“ wurde „Out of Rosenberg“ gedreht, weil es da so schön einsam ist. Marianne Sägebrecht ist zwar heute nicht da, aber zwei skurrile alte Damen, die einen Diner im Nirgendwo am Laufen halten. Stoff für weitere Kultfilme.

Drehort von "Out of Rosenheim". Foto: Jonas König

Drehort von „Out of Rosenheim“. Foto: Jonas König

Next Stop: Calico. Wegen der Hitze verpasse ich erst die Einfahrt, dann ein Verbotsschild vor der Fußgängerzone. Also rolle ich mit der ganzen Gruppe im Schrittempo in die Geisterstadt ein und finde, dass ein bisschen Lärm dem verschlafenen Nest gut tut. Das finden auch die fotografierenden Touristen. Der Sheriff findet das nicht. Nach kurzer Diskussion einigen wir uns per Handschlag. Das ist auch besser so, denn der Mann trägt rechts ein Bowie-Knife und links eine Magnum. Nichts, womit man spaßen sollte. Also lieber gehorchen.

Kleiner Wortwechsel mit dem Sheriff: Rainer Döttinger fachsimpelt über Waffen. Foto: co

Kleiner Smalltalk mit dem Sheriff: Rainer Döttinger fachsimpelt über Waffen. Foto: co

Calico, Geisterstadt aus der Sibergräberzeit. Foto: co

Calico, Geisterstadt aus der Sibergräberzeit. Foto: co

Calico vermittelt einen Eindruck davon, wie das Leben vor hundert Jahren war. Hier war kein Gold-, sondern ein Silberrausch. Die Stadt wurde 1881 im Zuge des Silberbergbaus gegründet. Hier lebten damals 1 200 Menschen und es gab über 500 Minen. Heute leben dort noch neun Menschen, alle vom Tourismus. Einige Gebäude aus der damaligen Zeit blieben erhalten und können besichtigt werden.

Harley unter Palmen: Die letzte Etappe wartet. Foto: co

Harley unter Palmen: Die letzte Etappe wartet. Foto: co

Best Western, wir kommen. Froh, im klimatisierten Zimmer eine Dusche zu bekommen, fallen einige in den verdienten Erschöpfungsschlaf. Abends geht es ins Steakhouse. Letzte Stärkung vor der letzten Etappe. Wir werden morgen den Pazifik sehen!

Übrigens hören manche in der Wüste Ihre eigenen Songs, angeblich immer wieder „A Horse with no Name“, dort speziell folgende Strophe: „In the desert you can remember your name, ‚cause there ain’t no one for to give you no pain.“

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