Is this the Way to Amarillo?

„Yeeeehaaaaa“ ist das Wort des Tages. Es kommt von Harley Russel, ein altersloser Redneck in einem Kaff namens Erick, Oklahoma. Angeblich leben hier 1023 Menschen. Wir sehen aber nur Harley, der uns in seinem „Redneck Castle“ empfängt und uns durch seine Messie-Wohnung führt, sogar durchs Schlafzimmer. Wahrscheinlich könnte Harley viele Geschichten erzählen über die Geisterstadt, in der er lebt und in der er geboren ist. Und über seine Frau Annabelle, mit der er für Touristen Musik gemacht hat und die im Frühjahr gestorben ist. Tut er aber nicht. Er gibt uns eine Dose Bier aus, drückt uns eine Rassel in die Hand und singt mit uns ein Lied. Was wohl? „Get your kicks ob Route 66.“

Die Gruppe ist ziemlich gut drauf. Foto: Hans Jörg Conzelmann

Die Gruppe ist ziemlich gut drauf. Foto: Hans Jörg Conzelmann

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Verrückt ist leicht untertrieben. Sein Backsteinhaus liegt an der staubigen Hauptstraße, die als Kulisse für den Westernklassiker „12 Uhr mittags“ dienen könnte. Es ist über und über mit Relikten aus der Vergangenheit vollgestopft – Blechschilder, Bilder, Krimskrams aus jener Zeit, als hier das Leben pulsierte. Heute hat hier nur die Ortsbücherei offen. Sie würde in eine Doppelgarage passen.

Harley ist schwer unter Druck. Er will, dass wir eine gute Zeit haben bei ihm, dass wir den „Kick“ bekommen und ein unvergessliches Erlebnis. Wir machen ein lustiges Gruppenfoto vor dem Haus, er winkt uns nach, und dann liegt die Stadt wieder verlassen da. Eine Hauptstraße mit geschlossenen Läden. Keine Menschen, die hier leben. Irgendwie kurios und traurig.

In einem Route-66-Museum werden wir später erfahren, dass es hauptsächlich die Europäer sind, die den Ruf der Route 66 hochhalten. Den Amerikanern war die sterbende Straße bisher herzlich egal. In den letzten Jahren, sagt eine ältere Dame, hätten aber auch die Amis ihre junge Vergangenheit entdeckt. Initiatoren aber seien die Touristen aus Übersee. Parallel zu uns fährt eine Motorradgruppe aus Spanien die Route 66.
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Wir haben Harley ein paar Dollar dagelassen und fahren weiter Richtung Amarillo. Texas liegt vor uns, die Landschaft ändert sich. Saftiges Weideland erstreckt sich bis an den Horizont. Wir spulen Meile um Meile wir ab, immer geradeaus. Wir warten auf das letzte Highlight des Tages: Rene hat sich breitschlagen lassen, den Kampf mit dem Fleisch aufzunehmen. Wer im Diner „Big Texan“ zwei Kilo Steak samt Beilagen in einer Stunde verdrückt, muss nicht bezahlen und geht in die Hall of Fame von Amarillo ein. Dorthin haben es bisher nicht mal hundert Menschen geschafft, die anderen haben vorzeitig aufgegeben. Rene, wir drücken Dir die Daumen. Heute ist Deine Nacht!
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2 Gedanken zu „Is this the Way to Amarillo?

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