Keine Angst vor Frankreich

VON CHRISTOPH FISCHER

Der Weltmeister gastiert in Evian-les-Bains. Bürgerinnen und Bürger haben sich daran gewöhnt, weil es nichts Besonderes mehr ist. Und der Germane ohnehin meist nur verborgen hinter Hecken des Ermitage zu finden ist. Der Franzose ist auch noch im Turnier, Les Bleus interessieren die Leute in Evian zwar naturgemäß sehr, aber die wirkliche Attraktion sind die Kicker aus Island. Auch am Genfer See.

Man kannte die bisher gar nicht. Und deshalb wird man häufig danach gefragt. Ich hatte am Dienstag aus anderen Gründen ein längeres Gespräch mit einem überaus freundlichen Mediziner aus Evian und seiner überaus freundlichen Kollegin aus den Niederlanden. Sie sorgten sich um mein Herz, stellten mich auf den Kopf, lächelten und wünschten am späten Abend viel Erfolg in Bordeaux, wo die Mannschaften von Joachim Löw und Antonio Conte aufeinandertreffen.

Da die beiden Mediziner also wussten, dass ich ein Schreiber aus Deutschland bin, haben sie, fußballinteressiert wie viele Mediziner, nach den Isländern gefragt. Ich konnte nicht wirklich viel erzählen, aber Lars Lagerbäck aus Schweden ist einer der besten Trainer, den ich kennengelernt habe. Und sein Kollege Heimir Hallgrimsson macht auch einen guten Job. Augsburgs Alfred Finnbogason kennt man aus der Bundesliga, Kaiserslauterns Jon Bödvarsson aus der 2. Liga.

Viel entscheidender ist, dass die Trainerausbildung auf der Insel bekannt für ihre Qualität ist. Das gilt nicht nur für den Fußball, auch für den Handball. Insofern, habe ich den interessierten Medizinern erzählt, wundert man sich vielleicht über Island, aber ein Wunder ist es nicht wirklich, dass sie die englischen Millionäre aus der Premier League geschlagen haben und jetzt im Viertelfinale auf Frankreich treffen. Lagerbäck, der schon sein viertes Turnier als Trainer absolviert, ließ in der Qualifikation schon die Niederlande und die Türkei hinter sich. Kollege Hallgrimsson sagt, er hoffe, dass das beste Spiel seiner Mannschaft erst noch kommt. Angst kennen sie nicht, weil sie optimal vorbereitet nach Frankreich gekommen sind.

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