Jetzt ist es soweit: In Tulsa haben wir die Bullen am Hals. Mit Blaulicht tastet sich ein schwarz-weißer Dodge mit Rammschutz an unsere Motorradgruppe heran, um dann zu überholen und und das Follow-Me-Zeichen zu setzen. Unser Festzug aus 21 beflaggten Harleys und fünf ebenso geschmückten Begleitfahrzeugen ist wohl doch zu kurios, um nicht kontrolliert zu werden. Wir denken an Peter Fonda, Dennis Hopper und Jack Nicholson: Eine Nacht unschuldig im Knast gehört vielleicht zum Reiseprogramm?
Der Dodge setzt sich an die Spitze der Gruppe und macht keine Anstalten, uns zu stoppen und uns eine Standepauke zu halten. Im Gegenteil: Mit 60 Meilen und voller Festbeleuchtung pflügt er durch Tulsa, mit uns im Schlepptau. Zehnspurig geht es über die Interstate ans andere Ende der Stadt, dann wird die Ordnungsmacht langsamer und winkt uns vorbei. Der Officer am Steuer dreht das Fenster runter und reckt den Daumen in den Wind: „Ride on, boys!“ Er wollte uns nur sicher durch die Stadt bringen, das war alles!
Nach diesem Höhepunkt landen wir in Afton an, wo Laurel Kane uns ihr privates Packard-Museum aufschließt. Mit ihrem Mann David hat sie eine Tankstelle samt Werkstatt renoviert und fabrikneue Vorkriegs-Limousinen abgestellt. Alle sind im Originalzustand und voll fahrbereit, ein Traum. Dazwischen taucht plötzlich Ron auf, ein weiteres Kuriosum der legendären Route-66-Familie. Er hat sich alle Insignien der „Mother Road“ auf den Körper tätowieren lassen, insgesamt 130 Stück. Das Tattoo „Route 66 Germany“ sitzt direkt am Hals.
Ron also will uns zum blauen Wal begleiten, eine Skulptur in einem Teich, die ein Wahrzeichen der Route 66 in Oklahoma ist. Mit einem dreirädrigen Mondfahrzeug setzt er sich an die Spitze der Gruppe und donnert mit Höchstgeschwindigkeit die Route 66 entlang. Nach der Polizei-Eskorte nun also Begleitschutz vom Tattoo-Mann Ron. Der Blaue Wal übrigens stammt aus den 70er-Jahren und war damals riesig. Nach Jurassic Park und anderen Gigantonomien sind die Proportionen heute etwas andere.
Wir pendeln uns auf ein Reisegeschwindigkeit von stattlichen 60 Meilen ein. Es geht geradeaus durch saftiges Weideland. Wir denken an Steaks! Die gibt es in Oklahoma City. Dort hat es 40 Grad im Schatten, doch alles ist klimatisiert. Der Ritt war heiß und staubig. Wir haben uns ein Bier verdient!
„Ride on, boys!“ und ich füge hinzu: „and Girls! Was für eine wunderschöne Reise. Ich begleite in Gedanken eure Fahrt von Norddeutschland aus und wünsche weiterhin alles alles Gute. Herzliche Grüße an alle und ganz besonders an Renate B.