Route 66 Germany hat sein Headquarter in Öschingen

Unser Reporter Hans Jörg Conzelmann ist jetzt mit unseren Lesern unterwegs in Richtung Route 66 – da ist es doch passend mal daran zu erinnern, dass der Verein »Route 66 Germany« sein Headquarter in Öschingen hat. Hier nochmals das, was der Kollege vor einiger Zeit über diesen Verein geschrieben hat.

Ist das der Weg nach Amarillo? Die Mitglieder von »Route 66 Germany« unterwegs auf der Schwäbischen Alb. Archivfoto: Hans Jörg Conzelmann

Ist das der Weg nach Amarillo? Die Mitglieder von »Route 66 Germany« unterwegs auf der Schwäbischen Alb. Archivfoto: Hans Jörg Conzelmann

Okay, man fährt schon mal auf die Alb zum Kaffeetrinken. Oder auf die Filder zum »Bikertag«. Oder zur »European Bike Week« nach Faak am See. Aber insgeheim denken die Mitglieder von »Route 66 Germany« doch etwas größer. Größer heißt: 2448 Meilen Asphalt unter den Rädern, meistens geradeaus, immer Richtung Westen. Am liebsten sind sie auf der historischen Straßenverbindung von Chicago nach Santa Monica unterwegs. Das klingt etwas großspurig, ist in Zeiten der Globalisierung aber nichts anderes als für die Großeltern ein Urlaubstrip nach Jesolo. Oder jedenfalls fast.

Den Verein gibt es seit Jahren. Der damalige Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins Mössingen, Wolfgang Werz, hatte sich gerade eben in den USA mit dem Route 66-Virus infiziert. Er hatte sich jenen Virus eingefangen, den alle 68 Mitglieder des Clubs in sich tragen.Die Straße hat den Vorteil, dass sie dem Sonnenuntergang entgegengeht. Das weckt noch heute die Sehnsüchte der Reisenden, wenngleich auch unter anderen Vorzeichen. Die Nostalgie heutiger Route-66-Fahrer hat mit der Armut früherer Generationen nichts mehr zu tun. Statt im klapprigen T-Modell reist man im klimatisierten Wohnmobil oder im T-Shirt auf dem Motorrad. Das Freiheitsgefühl der meistens gestandenen Männer (und Frauen) ist vielmehr eine Mischung aus Easy Rider, Harley Davidson und dem Lebensgefühl der Golden Ager. Immer wieder flammt auch die augenzwinkernde Ironie des Filmklassikers »Wild Hogs – Born to be Wild« auf, einer US-amerikanischen Abenteuerkomödie aus dem Jahr 2007, in der ein paar Freunde mittleren Alters auf dem Motorrad losziehen, um Freiheit und Abenteuer zu finden – Peter Fonda spielt bezeichnenderweise in der Schluss-Sequenz mit.

Wie jeder Verein hat der Route-66-Club eine treibende Kraft. Sie heißt wie bereits zu Beginn Wolfgang Werz, unterstützt durch seine Frau Anja und eine Reihe Gleichgesinnter aus der Region. Werz stellt den Keller seines Hauses als »Headquarter« zur Verfügung, der in der Motorradsaison fast jeden Samstag offen ist. Der Clubraum ist eine liebevolle Hommage an das Land der Stars and Stripes, dekoriert mit Symbolen, die an den Hauptzweck des Vereins erinnern: Schutz und Erhalt der Route 66. So steht es in der Satzung, und vergangenen Sommer flossen bereits 1 000 Dollar an Spenden. Beim »International Route 66 Festival« in Victorville überbrachten Wolfgang Werz und seine Frau Anja den Betrag persönlich. Er ging an die gemeinnützige Organisation »Route 66 Alliance«.

Dieses Jahr (gemeint ist 2013) ist es wieder soweit. Der Club befährt die »Motherroad«, die Mutter aller Straßen, von Anfang bis Ende. Wolfgang und Anja führen einen Tross von derzeit 35 Go-West-Gewandten an, die in Chicago auf 17 Bikes und in sieben Autos steigen und bis Los Angeles fahren. Ein Höhepunkt der geführten Tour ist der Besuch des »Route 66 Festival« in der Stadt Joplin an der Grenze der Bundesstaaten Missouri und Kansas.

Jedes Jahr richtet einer der acht Bundesstaaten, die an der Route 66 liegen, das Festival aus. Werz hat auch dieses Jahr einen Scheck dabei, dessen Betrag aus Mitgliederbeiträgen und dem Erlös von Veranstaltungen finanziert wird.

Bis es soweit ist, fahren die Biker in heimischen Gefilden. Zwar distanzieren sie sich stets von jeglicher Markenbindung, trotzdem dominieren bei den Treffen die Farben schwarz und orange aus Milwaukee. Ein Chapter, wie es im straff organisierten Harley-Verbund heißt, wollen sie dennoch nicht sein.

Für Aufsehen sorgte im vergangenen Herbst eine öffentliche Veranstaltung in Ofterdingen. Zum Saisonende (im amerikanisch angehauchten Clubjargon »End of Season« genannt) gab es einen »Poker Run«, dessen Regeln denkbar einfach sind und der bereits zahlreiche Nachahmer in anderen Clubs findet. Man fährt mehrere reizvolle Plätze auf der Schwäbischen Alb an und zieht dort jeweils eine Karte. Wer am Ende das beste Pokerblatt auf der Hand hat, hat gewonnen. Der Zulauf war enorm, vielleicht auch wegen des netten Beiprogramms: Es gab »American Barbeque«, »Bullriding« und ähnliche Vergnügungen, wie sie der hart arbeitende Cowboy am Sonntag in Begleitung gerne hat. (GEA)

www.germany66.org

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