Dennis Hopper und die Route 66

Ungelogen: Er kommt mit höllischer Geschwindigkeit daher, mit unglaublichem Lärm. Seine Gabel ist lang, sein goldener Tank blitzt in der Sonne. Keine Frage: Dennis Hopper überholt uns an der Kreuzung Route 66/Kelbaker Road, pfeilschnell und ohne zu grüßen. Hintendrauf eines dieser leichten Girls aus New Orleans, sehr gut aussehend in Jogginghosen. Öttelöttel, runterschalt, baaaaahhhhh – und schon ist der Filmstar wieder weg! Keine Zeit für Bummeltouristen!



Ja, solche geisterhaften Begegnungen geschehen auf der Route 66, und am Ende weiß man nicht, ob sie Wahrheit oder Fiktion sind. Heute ist die Route 66 in Hochform und beschehrt uns manche dieser Überraschungen. Zum Beispiel kommt Eberhard nicht mehr aus einem Laden heraus, weil gerade ein Esel herein will. Wer gibt wohl nach?

Bemerkenswert auch die Begegnung mit einem dieser langen Güterzüge. Vier Loks ziehen 120 Güterwagons, und als wir auf gleicher Höhe sind, betätigt der Lokführer eine Art Schiffshupe, die an einen Ozealdampfer erinnert und uns fast aus dem Sattel bläst. Der Lokführer hat sein Fenster geöffnet, winkt uns freundlich, formt Zeige- und Mittelfinger zum Peace-Zeichen. Wir winken zurück.

Die Karawane ist von Barstow in die Wüste eingeschwenkt . Wir haben zur Vorsicht einen Ersatzkanister in der Satteltasche. Nächste Tanktelle in 100 Meilen. Erste Anzeichen vergessener Zeiten tauchen auf: Bei Roy`s Cafe machen wir Halt, die Leuchtreklame zeugt von einer großen Vergangenheit. Jetzt ist hier nur noch ein Souvenirshop. Der Betreiber weiß nicht genau, wann sein letzter Nachbar ausgezogen ist. „Long time ago“, sagt er.

Der verlassene Highway führt über Needles nach Oatman, wo Esel das Straßenbild bestimmen. Edith tackert im Oatman Hotel einen Dollarschein an die Wand. Was sie draufgeschrieben hat, darf niemand wissen. Hier hat Clarc Gable seine Hochzeitsnacht verbracht. Das war von 89 Jahren. Er soll mit den Goldgräbern Karten gespielt haben. Das Hochzeitsbett müsste mal abgestaubt werden.

Gleich hinter Oatman beginnt der einsame Sitgreaves-Pass, der sich in engen Kürven auf 1500 Meter Höhe windet. Wir genießen den Blick auf die Wüstenlandschaft mit ihren Kakteen. Das Abendlicht wirft lange Schatten. Noch ein paar Meilen, dann haben wir es geschafft für heute. Kingman wartet, dort gibt es Steaks und aromatisiertes Fass-Bier und ein Bett für müde Cowboys und Cawgirls. Morgen steht Seligman auf dem Plan, das Herzstück der Route 66.

Ein Gedanke zu „Dennis Hopper und die Route 66

  1. Traumhaft! Ein Highlight jagt das nächste und das Wetter passt auch wieder!

    „…Wir genießen den Blick auf die Wüstenlandschaft mit ihren Kakteen. Das Abendlicht wirft lange Schatten. …“ –> und vermutlich dürft Ihr das auch in aller Ruhe ohne Verkehr auf der Straße genießen!
    Zumindest lassen die schönen Bildern darauf schließen…Dankeschön dafür!
    Uwe

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