Suche nach der Zukunft

Die Dinge stehen nicht gut in Rio de Janeiro, trotz der Olympischen Spiele präsentiert sich die Lage ziemlich trostlos. Wir haben im Bus einen Österreicher getroffen. Der muss schon beim Einsteigen erkannt haben, dass wir aus Deutschland kommen. Seinen Namen hat er nicht gesagt, aber er hat viel erzählt, die Dame in seiner Begleitung könnte seine Tochter sein.

Die Geschäfte gehen nicht gut in Rio. Er ist Besitzer eines Freizeitclubs in Barra, vulgo: Puff. „I hob zug’sperrt“, sagt er, es lohnt sich nicht mehr. Weil die Leute in Rio kein Geld mehr für körperliche Vergnügungen abseits des Normalen haben. Seine Begleitung lächelt verständnisvoll. Obwohl sie kein Wort versteht.

Schuld ist Dilma Rousseff, sagt er. Die suspendierte Staatspräsidentin sei der Grund allen Übels. Bei allen Investitionen gehen ohne Zögern fünf Prozent in die Kassen der Arbeiterpartei, die Rousseff vertritt, sagt er. Wir nehmen das zur Kenntnis, kontrollieren können wir es nicht. Rousseffs Vorgänger Lula da Silva soll noch tiefer im Korruptionssumpf stecken. Viel tiefer als der verhasste Interimspräsident Michel Temer. Der Österreicher denkt offensichtlich konservativ. Er ist seit 1998 in Brasilien. „Wir brauchen eine neue Generation von Politikern“, sagt der Clubchef. Hört sich vernünftig an.

Wir fahren nach Deodoro vor den Toren Rio de Janeiros. Durch Favelas in die militärische Sperrzone. Überall Militärfahrzeuge. Einen offiziellen Olympia-Bus haben sie zuletzt mit Steinen beworfen. Dieses Land ist in den zwei Jahren seit der Weltmeisterschaft tief gesunken, weit über 50 Prozent der Bevölkerung sind gegen Olympia.

In Deodoro haben sie Wasserkanäle gebaut, auf denen die Kanuten ihre Wettbewerbe austragen. „Freizeitanlagen“ sollen später daraus werden. Ob es stimmt? Vermutlich würde der Österreicher auch die zusperren. Weil diese Freizeitanlagen angesichts der Situation des Landes niemand bezahlen kann. (Christoph Fischer)

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