Weiträumig umfahren

Wie das so ist bei einer Weltmeisterschaft. Da steht dieses Stadion von Salvador mitten in der Stadt, aber das Hineinkommen ist ein Problem. Ohne Akkreditierung geht es gar nicht. Mit Akkreditierung ist es einfacher, weil sich Tore öffnen, die sich sonst nie öffnen würden. Wir sind heute von unserem Hotel – drei Sterne, bitte nicht nach Komfort in Brasilien fragen, wir belegen immer ein Zimmer zu zweit – über eine Dreiviertelstunde in die Stadt gefahren, wo in drei Stunden die deutsche Mannschaft in ihrem ersten Spiel dieser Weltmeisterschaft auf Portugal trifft.

Ein Taxifahrer brachte uns, immer freundlich – diese freundlichen Menschen werden mir fehlen, wenn ich wieder in Baden-Württemberg bin – nach weiträumiger Umfahrung bis nahe an die Arena Fonte Nova heran. Nahe ist ein dehnbarer Begriff. Unser Fahrer sprach mit den Händen von fünf Minuten, ehe er uns lachend verabschiedete. Es wurden 20, aber egal. Ein Zaun am anderen, fast liegt das riesige Stadion einsam. Drumherum werkeln sie jeden Tag, weil in Salvador wie andernorts nichts wirklich fertig geworden ist. Man staunt bei diesen Turnieren immer wieder darüber, wie viel in Bewegung gesetzt werden muss, um ein simples Fußballspiel stattfinden zu lassen. Hunderte von Menschen bewachen Tore, Sicherheitspersonal zu Fuß und zu Pferd, Polizeipatrouillen umkreisen die Arena, alles ist auf der Piste. Damit nichts passiert.

Fast fehlt uns schon das Pelourinho, die Altstadt, wo wir zwei Nächste verbracht haben – unser Auto steht hoffentlich immer noch dort, mit dem wir nach dem Spiel wieder acht bis neun Stunden nach Porto Seguro unterwegs sind. Wünscht uns Glück, liebe Leser des GEA.

Im Pelourinho geht man über uralte Pflasterstraßen und blickt über malerische Häuserfronten, ich berichtete schon darüber. Das neue Stadion ist dagegen wie ein Ufo in diese Stadt gekommen. Und wenn die Weltmeisterschaft diese Stadt wieder verlassen hat und die oft traurige Realität die Brasilianer wieder für sich alleine haben, fragt man sich, was aus diesem Ungetüm wird. Der EC Bahia ist immerhin ein Erstligist, andere Städte wie Manaus haben nur einen Viertligisten. Und man fragt sich dort, wie das Riesenstadion nach den vier Erstrundenspielen dieser Weltmeisterschaft jemals wieder gefüllt werden soll. In Salvador de Bahia hoffen sie zumindest darauf. Und dann wird die Arena auch nicht mehr so bewacht werden müssen wie beim Spiel Deutschland gegen Portugal.

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