Bei Becky und Rich

„Ond mir Älbler direkt auf dem Mississippi“, entfährt es Sabine Reiff aus St. Johann, als sie auf der Chain-of-Rocks Bridge steht und in die Fluten schaut, die sich ungerührt dem Golf von Mexiko entgegenwälzen. Am Horizont die Skyline von St. Louis, auf der anderen Seite unsere Motorräder im Ruhemodus. Wieso das denn? Weil wir könnten, aber nicht dürfen! Angeblich gibt es Kameras auf der Brücke, und so kehren wir dem historischen Bauwerk den Rücken, das 1927 erbaut wurde – als Brücke zur neuen Welt, und nur noch für Fußgänger und Radfahrer erlaubt ist. Schade!
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Sabine also zu Fuß auf derBrücke über dem Mississippi, ihr Mann Winne dagegen mit einem neuen Hobby beschäftigt: Pins sammeln. Überall gibt es die Dinger, und Winne will seine Lederweste dekoriert haben, wenn wir am anderen Ende der Straße ankommen. Aber dafür haben wir noch 16 Tage Zeit, und so wie’s aussieht, schafft er’s.

Heute waren wir 12 Stunden unterwegs, um von einer Road Attraktion zur anderen zu fahren. Und von Typ zu Typ. Erst zu Becky, den der Sound unserer Harleys aus den Federn riss. „Ich dachte, die Hells Angels kommen“, lacht er erleichtert und zeigt uns sein Sammelsurium, eine Mischung aus Flohmarkt und Route-66-Erinnerungsstücken. Später dann kommen wir zu Rich, der Wolfgang Werz umarmt und zweibeinige und vierrädrige Rabbits sammelt. Rabbits sind Kaninchen, und weil der VW Golf in den USA Rabbit heißt, stehen überall Golf I herum. Einige hat Rich mit der Schnauze nach vorn in den Boden versenkt, in Anlehnung an die Cadillac Ranch, die wir in einigen Tagen besuchen. Eine ebenso kuriose wie lehrreiche Idee. Unser Guide Thomas erklärt mir anhand der Hinterachse auf Kopfhöhe, wie ein Sperrdifferenzial funktioniert.
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Dann kommen wir zu einer Attraktion, die wirklich große Dinge bereit hält: 630 Straßenkreuzer aus den 50er bis 70er-Jahren. Der Oldtimer-Händler lagert seine Schätze in mehreren Hallen dicht an dicht. Wolfgang muss gar nicht erst rein, um seinen Favoriten zu finden: Ein Chevrolet Bel Air Baujahr 1959. Michael hingegen täte es ein Cadillac Eldorado Baujahr 1973. Jeder findet hier sein Traumschiff. „We do also shipping to Europe“, versucht uns der Händler zu überzeugen. Aber wir müssen weiter.
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Auf Fahrstrecken, die ihresgleichen suchen. Und vorbei an freundlichen Menschen, die unseren Tross winkend begrüßen. Der Zugführer eines Endlos-Freightliners betätigte die wuchtige Hupe und formte Zeige- und Mittelfinger zum Peacezeichen. Wir tun es ihm gleich.

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