Mit und ohne Branding

VON CHRISTOPH FISCHER

Wissen Sie eigentlich, lieber Leser, warum mich der mangelnde Einsatz des einen oder anderen Nationalspielers nervt? Ich sage es Ihnen. Den Jungs wird überall alles abgenommen, alles, der Nationalspieler soll sich auf das Fußball spielen konzentrieren können. Das ist nachvollziehbar. Aber man wird doch verlangen können, dass Gegenleistungen nicht von vornherein ausgeschlossen sind. Oder?

Jeden Tag hängt der Plan an der Zimmertür. Frühstück ist von 7.00 bis 10.15 Uhr, die Jungs sollen sich Zeit lassen bei der Nahrungsaufnahme. Aufstehen ist für 8.00 Uhr vorgesehen. Im Falle von Flügen muss das Gepäck bis 10.30 Uhr abgegeben sein. 10.40 Uhr ist Mannschaftssitzung, Abfahrt zum Stadion, wenn um 13.00 Uhr gespielt wird. Danach Transfer zum Flughafen. Abends Rückkehr ins Campo Bahia. Nach jedem Spiel, selbst nach dem Finale. Abends sind Frauen und Freundinnen herzlich willkommen. Bis zum nächsten Tag. Es geht schließlich nicht nur um Nahrungsaufnahme.

Ach ja, auf dem rechten Teil der nationalmannschaftlichen Dienstanweisungen steht die Kleiderordnung. Die Offiziellen trägen das Reise-Outfit von Hugo Boss, das Tagesoutfit der Spieler ist ein rotes T-Shirt ohne MB-Branding. MB steht für, Sie wissen schon, Mercedes Benz. Die Spieler tragen an Spieltagen den weißen Anzug des Deutschen Fußball-Bundes (auch ohne MB-Branding) und das Trainer- und Funktionsteam den roten Dienstanzug (auch ohne MB-Branding). MB-Branding geht nur, wenn der Journalist vorbeikommt und bei DFB-Terminen. An Spieltagen sieht das der Blatter Sepp als Präsident der Fifa nicht gern, weil Hyundai Fifa-Sponsor ist. Nun wissen Sie das auch, wenn Sie das nicht längst schon gewusst haben.

Die Kicker kümmern sich in Brasilien wirklich nur ums Kicken. Und das finde ich als überzeugter Sportler gut. Weil es dann wenigstens keine Entschuldigungen gibt. Wenn es einmal nicht funktioniert. Aber mit den Gegenleistungen, das muss gegen Frankreich irgendwie noch besser werden. Weil es irgendwann ja nicht mehr nur um die Kleiderordnung geht sondern um Prämien. In Millionenhöhe.

Was uns anbelangt. Wir sind Dienstagmorgen aus Porto Alegre gegen 3.30 Uhr in Porto Seguro gelandet. Abgeholt hat uns keiner. Und alles ohne Branding.

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