Muito obrigado, Rio de Janeiro

VON CHRISTOPH FISCHER

Es ist vollbracht, die letzten Nationalspieler sind nach einer nachtlangen Party in den Betten verschwunden, das Maracaná wird gereinigt, die Straßen drumherum auch. Überall wird abgebaut. Andernorts in Brasilien ist schon alles abgebaut, alles in der angemessenen brasilianischen Geschwindigkeit, wie wir in Deutschland womöglich als die Entdeckung der neuen Langsamkeit identifizieren würden.

Unser Sportchef Christoph Fischer auf der Pressetribüne des Maracaná. Foto: pr

Unser Sportchef Christoph Fischer auf der Pressetribüne des Maracaná. Foto: pr

Das nur ganz nebenbei. Die Fußball-Weltmeisterschaft ist gespielt, 64 Begegnungen mit dem Ergebnis, dass die deutsche Mannschaft Weltmeister geworden ist. Ein überragender Erfolg der mit Abstand besten Mannschaft dieses Turniers. Der Rest ist Party in Deutschland, in Berlin. Und dann ist es vorbei, und der Alltag hat uns wieder. Nicht mehr lange, und im Fußball schreibt wieder die Bundesliga die Geschichten.

Es waren anstrengende, erlebnisreiche 37 Tage in Brasilien. Auch nachdenkliche Tage. Weil die Weltmeisterschaft den Menschen in Brasilien nicht helfen wird. Die lautesten Pfeifkonzerte im Maracaná gab es, wenn Präsidentin Dilma Rousseff ins Bild kam. Die Dame ist unten durch, ihre Wiederwahl im Herbst äußerst unsicher. Die Leute glauben längst nicht mehr an ihre politische Führung. Was in den kommenden Monaten in Brasilien passiert, ist offen.

Brasilien ist anders. Wir haben uns oft geärgert, wenn Irgendetwas nicht funktionierte. Und Kritik und Beschwerden nicht zum Ziel führten. Geduld, viel Geduld braucht man in Brasilien. Dieses Land lebt sein eigenes Tempo, und seine Menschen auch. Vielleicht ist das der richtige Weg, unserer deutschen Hektik zu entkommen. Aber wahrscheinlich haben wir uns so sehr daran gewöhnt, dass wir uns etwas Anderes gar nicht mehr vorstellen können.

Ich persönlich werde immer an das Maracaná zurückdenken, auch wenn es nicht mehr den Zauber des alten entfaltet. Es ist ein einzigartiges Stadion, in dem Deutschland Weltmeister geworden ist. Und es ist das Wahrzeichen einer riesigen, einer wunderbaren, einer faszinierenden Stadt. Muito obrigado, Rio de Janeiro, vielen Dank für alles.

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