Kommentar: Die Kraft des Moments

Manuel Neuer hat es gesagt, die deutsche Nummer eins mag Turniere wie die Weltmeisterschaft, er mag den Druck und er mag die großen Momente. Es ist dieses spezielle Selbstbewusstsein, das diesen Torwart auszeichnet. Bis zuletzt hatte es Zweifel gegeben, ob die Zeit nach der Verletzung der Schulter ausreicht. Offenbar reichte sie aus. Entgegen aller Erfahrungen mit Kapseleinrissen im Schultereckgelenk.
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Feste feiern im Pelourinho

VON CHRISTOPH FISCHER

Dieser Regen in Brasilien. Es strömt und prasselt wie verrückt, Nieselregen kennt der Brasilianer nicht. In der Rua das Portas da Carmo reißen die Sturzbäche fast dieTische um. Aber was kümmert das den Fan aus den Niederlanden, wenn die eigene Mannschaft den amtierenden Weltmeister Spanien in der Neuauflage des Finales von 2010 mit 5:1 aus der Arena Fonte Nova fegt. „Hast du das gesehen“, fragt Peter aus Nijmwegen immer noch ungläubig. Der Mann kann sein Glück kaum fassen. Er ist seit Jahren mit der Nationalmannschaft seines Landes unterwegs. Ein solches Spiel hat er aber noch nicht erlebt. „Das ist Louis van Gaal, es gibt keinen besseren“, sagt Peter voller Überzeugung.

Frühmorgens um 6 Uhr im Pelourinho. Noch nichts los, wo abends das Leben pulst. Foto: Fischer

Frühmorgens um 6 Uhr im Pelourinho. Noch nichts los, wo abends das Leben pulst. Foto: Fischer

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Boulevard Bahia

VON CHRISTOPH FISCHER

Der Boulevard pulst jetzt im Zentrum der Region, in Salvador de Bahia. Weil wir Porto Seguro für drei Tage verlassen haben. Und das kam so. Am Freitagabend spielten die Niederlande gegen Weltmeister Spanien, eines der aufregendsten Spiele der Vorrunde in Brasilien. Dachten wir. Und es kam auch so. Nur mussten wir mit dem Auto von Porto Seguro nach Salvador. 750 Kilometer. Über Landstraße, lieber Leser. Autobahnen kennt der Brasilianer nicht. 6.30 Uhr los, 14.30 Uhr in Salvador, acht muntere Stunden auf der Piste ohne Pause. Weiterlesen

„Ich mag die großen Momente“

AUS SALVADOR BERICHTET CHRISTOPH FISCHER

Das deutsche Schicksal ruht wieder auf gesunden Schultern. Manuel Neuer sitzt auf dem Podium in der Arena Fonte Nova in Salvador und strahlt Zuversicht aus. „Vor einem großen Spiel weiß man nie, wo man steht, nachher ist man immer schlauer“, sagt die Nummer eins der deutschen Nationalmannschaft. Neuer ist es vorher. Dass er gegen Portugal am Montag (18 Uhr MESZ/ARD) spielt, ist keine Debatte mehr. „Es geht mir gut, ich bin fit, ich habe intensiv trainiert, alles hat gehalten“, sagt Neuer. Die deutsche Nummer eins ist bereit „für das erste Finale dieser Weltmeisterschaft“. Weiterlesen

Die Kraft des Moments

VON CHRISTOPH FISCHER

Manuel Neuer hat es gesagt, die deutsche Nummer eins mag Turniere wie die Weltmeisterschaft, er mag den Druck und er mag die großen Momente. Es ist dieses spezielle Selbstbewusstsein, dass diesen Torwart auszeichnet. Bis zuletzt hatte es Zweifel gegeben, ob die Zeit nach der Verletzung der Schulter ausreicht. Offenbar reichte sie aus. Entgegen aller Erfahrungen mit Kapseleinrissen im Schultereckgelenk.

Neuer ist dabei. 24 Stunden vorher strahlen der Torwart und der Bundestrainer extremen Siegeswillen aus. Das muss bei einem Favoriten auch so sein, alles andere stellt die falschen Weichen. Und die ersten Spiele dieser Weltmeisterschaft haben eindrucksvoll gezeigt, auf welchen Niveau in Brasilien Fußball gespielt wird.

Dieser Neuer hat keine Angst. Und die anderen haben sie auch nicht. In Brasilien ist endlich der Zeitpunkt gekommen, wo die Diskussionen der berufenen und selbst berufenen Experten vorbei ist. Der dreimalige Weltmeister muss jetzt zeigen, ob er wirklich in der Lage ist, den vierten Titel in Angriff zu nehmen. Es ist vielleicht ein Vorteil, dass der erste Gegner Portugal ist. Die Bilanzen sind positiv, aber das muss bei einer Endrunde nichts heißen.

Der Bundestrainer hat nochmals gesagt, dass er Statistiken nur untergeordnete Bedeutung zumisst. Es kommt bei einem Turnier darauf an, im richtigen Moment die richtigen Leute auf das Spielfeld zu schicken. Löw hat seine Aufstellung lange im Kopf, unabhängig von der Verletzungsproblematik. Und Löw war immer sicher, dass die Verletzten rechtzeitig fit sind. Die Rechnung scheint unerwartet aufzugehen. Mehr kann man nicht sagen, aber auch nicht weniger.

Gewöhnungsbedürftige Mitternachtsklassiker

Ein Klassiker zwischen  0 Uhr und 2 Uhr in der Nacht, live und nicht irgendeine Aufzeichnung bei Eurosport oder Sport 1 – das ist für den geneigten Fußball-Fan durchaus gewöhnungsbedürftig. Der fachkundige Blick kommt da schon immer wieder mal ein wenig verschlafen daher. Wer sich allerdings die Partie am Sonntag zwischen England und Italien (1:2) ausgehen hat lassen, der hat definitiv etwas verpasst. Von wegen zähes Ballgeschiebe angesichts der fußballunwürdigen Verhältnisse im tropischen Manaus. Die Trikots waren zwar nach einer Viertelstunde bereits durchgeschwitzt, der Attraktivität des Duells tat das allerdings keinen Abbruch.

Und überhaupt: Lahmen Fußball gab’s bei der WM noch überhaupt nicht zu sehen. Und Tore sind ja auch schon reichlich gefallen – viel mehr, als das die Experten im Vorfeld prophezeit hatten. Da macht das kleine Sportfest in Südamerika doch richtig Spaß – auch wenn man sich immer wieder die Nacht um die Ohren hauen muss. Weiter so, Jungs!

Initialzündung

Acht Stunden sind wir mit dem Auto unterwegs gewesen. Von Porto Seguro nach Salvador, der Metropole von Bahia. 2,7 Milllionen Menschen leben hier, wohnen kann man das oft nicht nennen. Es war eine schweißtreibende Fahrt. Und wir kamen erst in der Arena Fonte Nova an, als Arjen Robben das 2:1 gegen die Spanier markierte. Also sehr spät, mit den Nerven fertig und den Kräften am Ende. Aber akkreditiert sind wir jetzt endlich.

Mit dem 5:1 der Niederlande gegen den amtierenden Weltmeister Spanien hat die Weltmeisterschaft ihre Initialzündung erlebt. In Pelourinho, der historischen Altstadt von Salvador, haben wir ein Zimmer gefunden. Und Marcel ist der erste Brasilianer, den wir getroffen haben, der Deutsch spricht. Marcel hat es in einem Seminar des Goethe-Instituts gelernt. Er mag die deutschen Klassiker in der Literatur, klassische Musik mag er auch. Normalerweise arbeitet Marcel in einem Krankenhaus. Im Moment verkauft er in der Nähe des Stadions Parkplätze und betätigt sich als einer, der den ahnungslosen Europäern den Weg weist.

Der Parkplatz kostet 30 Real inoffiziell, und die Wegweisung Marcels war für 50 Real zu haben. Aber man kann diesen Menschen nicht wirklich böse sein, dass sie an dieser Weltmeisterschaft, die mit ihrem Steuergeld finanziert wird, auch ein wenig verdienen wollen. Eine Kollegin von Marcel bittet uns um ein paar Real, weil in notdürftiger Behausung Kinder etwas zu essen haben wollen. Wir haben ihre nichts gegeben, aber heute tut uns das schon fast leid. Wenn wir sie morgen wieder treffen, werden wir sie unterstützen.

Die Armut ist unvorstellbar. Und trotzdem verlieren diese Menschen nicht den Lebensmut. Abends in Pelourinho ist der Teufel los, die historische Altstadt in niederländischer Hand. Die Jungs aus unserem Nachbarland feiern buchstäblich bis zum Umfallen. Und der Wirt der Kneipe, der das Geschäft seines Lebens macht, stellt den Fernseher laut. Immer wieder laufen die Szenen des Spiels ab, die Tore von Robin van Persie und Arjen Robben. Und die Niederländer singen. Auch die Spanier machen mit. Obwohl es ihnen schwerfällt.

Und die brasilianischen Mädels aus dem Viertel sind emsig auf der Piste. Die Weltmeisterschaft in Brasilien hat angefangen. Und wenn man die Freude der Menschen sieht, ist aller Ärger über die missliche Anreise vergessen. Heute Abend fliegen Bundestrainer Joachim Löw und die Seinen in Salvador ein, am Montag geht es gegen Portugal. Der Konkurrent um den Titel sind jetzt die Niederlande, nicht mehr die Spanier.

 

Sommermärchen reloaded

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Mit Thomas Müller würden die fans am liebsten im Autokorso feiern

Mit Thomas Müller würden die fans am liebsten im Autokorso feiern FOTO: dpa

Das Sommermärchen der WM 2006 hat Deutschland verzaubert. Nun läuft die nächste Fußball-Weltmeisterschaft – und die Fans schmücken ihre Autos mit Flaggen, Schals und Tröten. Sollte die Nationalmannschaft diesmal den Traum wahr werden lassen und Weltmeister werden, würden fast drei Viertel der Deutschen gern mit einem der Spieler Autokorso fahren. Der beliebteste Beifahrer ist Double-Gewinner Thomas Müller (18,35 %) von Bayern München. Auf Platz 2 mit nur einem Prozent weniger Zustimmung folgt Mannschaftskollege Manuel Neuer (16,89 %). Weiter geht es mit den „Sommermärchen“-Stars Philipp Lahm (15,31 %), Bastian Schweinsteiger (15,07 %) und Lukas Podolski (15,05 %) auf den Plätzen 3 bis 5. Dies sind Ergebnisse einer Umfrage der AachenMünchener Versicherung unter 1.000 Bundesbürgern.

Boulevard Bahia

VON CHRISTOPH FISCHER

Endlich ist es in Porto Seguro offiziell geworden. Der Herr Botschafter lässt bitten. Wilfried Grolig ist seit viereinhalb Jahren in Brasilien. Aus aktuellem Anlass ist er mit seiner Pressesprecherin Martina Hackelberg aus Brasilia eingeflogen, um im Hotel Praia Resort ein wenig von Brasilien zu erzählen. Und um „Vibrations“ aufzunehmen. Der Weltmann meint die Stimmung im Land der Weltmeisterschaft. In Brasilia hat er davon offenbar noch nicht soviel mitbekommen.

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Manuel

Über die Fähre haben wir an dieser Stelle schon intensiv gesprochen. Heute soll die Rede sein von einem, der auf dieser Fähre nach Santo André emsiger arbeitet als seine Kollegen. Der nicht nur emsig arbeitet, mit Händen und Füßen, der auch emsig redet. Und zwar mit allen. Vollkommen unabhängig davon, ob er gefragt wird oder nicht. Seine Name ist Manuel. Wie alt Manuel ist, wissen wir nicht. Er wird es uns bestimmt erzählt haben, aber wir haben es nicht verstanden.

Manuel arbeitet auf der Fähre nach Santo André. Foto: Christoph Fischer

Manuel arbeitet auf der Fähre nach Santo André. Foto: Christoph Fischer

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