Klose rettet Deutschland ein 2:2 gegen Ghana

FORTALEZA. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in Brasilien im verflixten zweiten Spiel einen Punkt geholt, der Gala gegen Portugal folgte im Estadio Castelao in Fortaleza ein dramatisches 2:2 (0:0) gegen Ghana. Den Führungstreffer von Mario Götze in der 51. Minute nach präziser Flanke von Thomas Müller glichen die Ghanaer nur vier Minuten später durch einen unhaltbaren Kopfballtreffer von Andre Ayew von Olympique Marseille aus (55.). Nur acht Minuten später musste die geschockte deutsche Formation von Bundestrainer Joachim Löw nach einem katastrophalen Fehler von Kapitän Philipp Lahm das 1:2 durch Kapitän Asamoah Gyan hinnehmen (63.). Das Spiel schien entschieden, aber dann kamen die Deutschen in einer dramatischen Schlussphase zurück.

Miroslav Klose jubelt über seinen Treffer zum 2:2.  Foto: dpa/Sergey Dolzhenko

Miroslav Klose jubelt über seinen Treffer zum 2:2. Foto: dpa/Sergey Dolzhenko

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Boulevard Bahia: Lieber Brasilien als Brüssel

Wir haben in Porto Seguro ein interessantes, sozusagen interfraktionelles Gespräch geführt. Das liegt unter anderem daran, dass dieser Mann etwas zu sagen hat, der seit 2002 für die Christlich Demokratische Union im Bundestag sitzt. Reinhard Grindel aus Hamburg ist aber nicht nur Bundestagsabgeordneter, ehemals im Innenausschuss, jetzt im Sportausschuss, sondern seit Oktober 2013 auch Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes, einem der reichsten Sportverbände der Welt. Der Mann hat Ahnung. Auch vom Fußball.

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Wäsche im Quartier

Es wird allmählich knapp im Quartier. Also nicht platzmäßig, sondern mit der Wäsche. Die Kollegen haben schon mehrere Waschgänge hinter sich, aber in unserer bewährten WG wird eigentlich bis zum heutigen Tag immer nur über die Wäsche gesprochen. „Wir müssten eigentlich endlich einmal waschen“, sagt der geschätzte Kollege Michael J. „Kennst du dich mit der Maschine aus?“, frage ich. „Ja klar, ich wasche zu Hause doch auch“, sagt Michael.

Es tut sich aber nichts. Ich habe es heute wieder versucht. „Wir müssten eigentlich unbedingt mal waschen“, sage ich. Michael schaut ein wenig betreten und sagt dann: „Dazu brauchen wir Waschmittel.“ Die Kollegen haben welches, da haben wir gestern drüber gesprochen, ich erinnere mich genau. „Dann müssten wir es holen“, sage ich. Michael nickt. Es tut sich nichts.

Gott sei Dank fliegen wir morgen nach Fortaleza. Das heißt: Morgen können wir auch nicht waschen. Und am Sonntag müssen wir wieder nach Santo André ins Quartier der Nationalmannschaft. Ehrlich gesagt, erwarte ich den ersten Waschgang in unserer WG realistisch frühestens Montag. Also, bevor Sie denken, ich sei ein Schmierfink, ein irgendwie ungepflegter Mensch: Zuhause in Reutlingen wasche ich auch. Ich weiß, wie die Maschine funktioniert, ich habe sie schließlich selbst gekauft. Waschmittel gibt es auch. Und wenn nichts mehr da ist, sorgt meine bessere Hälfte für Nachschub. Gut, sie wäscht auch häufig. Wahrscheinlich, ehrlich gesagt, häufiger als ich. Und sie bügelt Hemden. Und außerdem habe ich fast nie Zeit. Zum waschen, meine ich.

„Wir sollten jetzt endlich mal waschen“, sage ich in Porto Seguro nochmals mit Nachdruck. Ich verstehe einfach nicht, warum der geschätzte Mitbewohner sich nie um Waschmittel kümmert. Vermutlich denkt er das aber auch von mir. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Weiträumig umfahren

Wie das so ist bei einer Weltmeisterschaft. Da steht dieses Stadion von Salvador mitten in der Stadt, aber das Hineinkommen ist ein Problem. Ohne Akkreditierung geht es gar nicht. Mit Akkreditierung ist es einfacher, weil sich Tore öffnen, die sich sonst nie öffnen würden. Wir sind heute von unserem Hotel – drei Sterne, bitte nicht nach Komfort in Brasilien fragen, wir belegen immer ein Zimmer zu zweit – über eine Dreiviertelstunde in die Stadt gefahren, wo in drei Stunden die deutsche Mannschaft in ihrem ersten Spiel dieser Weltmeisterschaft auf Portugal trifft.

Ein Taxifahrer brachte uns, immer freundlich – diese freundlichen Menschen werden mir fehlen, wenn ich wieder in Baden-Württemberg bin – nach weiträumiger Umfahrung bis nahe an die Arena Fonte Nova heran. Nahe ist ein dehnbarer Begriff. Unser Fahrer sprach mit den Händen von fünf Minuten, ehe er uns lachend verabschiedete. Es wurden 20, aber egal. Ein Zaun am anderen, fast liegt das riesige Stadion einsam. Drumherum werkeln sie jeden Tag, weil in Salvador wie andernorts nichts wirklich fertig geworden ist. Man staunt bei diesen Turnieren immer wieder darüber, wie viel in Bewegung gesetzt werden muss, um ein simples Fußballspiel stattfinden zu lassen. Hunderte von Menschen bewachen Tore, Sicherheitspersonal zu Fuß und zu Pferd, Polizeipatrouillen umkreisen die Arena, alles ist auf der Piste. Damit nichts passiert.

Fast fehlt uns schon das Pelourinho, die Altstadt, wo wir zwei Nächste verbracht haben – unser Auto steht hoffentlich immer noch dort, mit dem wir nach dem Spiel wieder acht bis neun Stunden nach Porto Seguro unterwegs sind. Wünscht uns Glück, liebe Leser des GEA.

Im Pelourinho geht man über uralte Pflasterstraßen und blickt über malerische Häuserfronten, ich berichtete schon darüber. Das neue Stadion ist dagegen wie ein Ufo in diese Stadt gekommen. Und wenn die Weltmeisterschaft diese Stadt wieder verlassen hat und die oft traurige Realität die Brasilianer wieder für sich alleine haben, fragt man sich, was aus diesem Ungetüm wird. Der EC Bahia ist immerhin ein Erstligist, andere Städte wie Manaus haben nur einen Viertligisten. Und man fragt sich dort, wie das Riesenstadion nach den vier Erstrundenspielen dieser Weltmeisterschaft jemals wieder gefüllt werden soll. In Salvador de Bahia hoffen sie zumindest darauf. Und dann wird die Arena auch nicht mehr so bewacht werden müssen wie beim Spiel Deutschland gegen Portugal.

Kommentar: Die Kraft des Moments

Manuel Neuer hat es gesagt, die deutsche Nummer eins mag Turniere wie die Weltmeisterschaft, er mag den Druck und er mag die großen Momente. Es ist dieses spezielle Selbstbewusstsein, das diesen Torwart auszeichnet. Bis zuletzt hatte es Zweifel gegeben, ob die Zeit nach der Verletzung der Schulter ausreicht. Offenbar reichte sie aus. Entgegen aller Erfahrungen mit Kapseleinrissen im Schultereckgelenk.
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Initialzündung

Acht Stunden sind wir mit dem Auto unterwegs gewesen. Von Porto Seguro nach Salvador, der Metropole von Bahia. 2,7 Milllionen Menschen leben hier, wohnen kann man das oft nicht nennen. Es war eine schweißtreibende Fahrt. Und wir kamen erst in der Arena Fonte Nova an, als Arjen Robben das 2:1 gegen die Spanier markierte. Also sehr spät, mit den Nerven fertig und den Kräften am Ende. Aber akkreditiert sind wir jetzt endlich.

Mit dem 5:1 der Niederlande gegen den amtierenden Weltmeister Spanien hat die Weltmeisterschaft ihre Initialzündung erlebt. In Pelourinho, der historischen Altstadt von Salvador, haben wir ein Zimmer gefunden. Und Marcel ist der erste Brasilianer, den wir getroffen haben, der Deutsch spricht. Marcel hat es in einem Seminar des Goethe-Instituts gelernt. Er mag die deutschen Klassiker in der Literatur, klassische Musik mag er auch. Normalerweise arbeitet Marcel in einem Krankenhaus. Im Moment verkauft er in der Nähe des Stadions Parkplätze und betätigt sich als einer, der den ahnungslosen Europäern den Weg weist.

Der Parkplatz kostet 30 Real inoffiziell, und die Wegweisung Marcels war für 50 Real zu haben. Aber man kann diesen Menschen nicht wirklich böse sein, dass sie an dieser Weltmeisterschaft, die mit ihrem Steuergeld finanziert wird, auch ein wenig verdienen wollen. Eine Kollegin von Marcel bittet uns um ein paar Real, weil in notdürftiger Behausung Kinder etwas zu essen haben wollen. Wir haben ihre nichts gegeben, aber heute tut uns das schon fast leid. Wenn wir sie morgen wieder treffen, werden wir sie unterstützen.

Die Armut ist unvorstellbar. Und trotzdem verlieren diese Menschen nicht den Lebensmut. Abends in Pelourinho ist der Teufel los, die historische Altstadt in niederländischer Hand. Die Jungs aus unserem Nachbarland feiern buchstäblich bis zum Umfallen. Und der Wirt der Kneipe, der das Geschäft seines Lebens macht, stellt den Fernseher laut. Immer wieder laufen die Szenen des Spiels ab, die Tore von Robin van Persie und Arjen Robben. Und die Niederländer singen. Auch die Spanier machen mit. Obwohl es ihnen schwerfällt.

Und die brasilianischen Mädels aus dem Viertel sind emsig auf der Piste. Die Weltmeisterschaft in Brasilien hat angefangen. Und wenn man die Freude der Menschen sieht, ist aller Ärger über die missliche Anreise vergessen. Heute Abend fliegen Bundestrainer Joachim Löw und die Seinen in Salvador ein, am Montag geht es gegen Portugal. Der Konkurrent um den Titel sind jetzt die Niederlande, nicht mehr die Spanier.

 

Manuel

Über die Fähre haben wir an dieser Stelle schon intensiv gesprochen. Heute soll die Rede sein von einem, der auf dieser Fähre nach Santo André emsiger arbeitet als seine Kollegen. Der nicht nur emsig arbeitet, mit Händen und Füßen, der auch emsig redet. Und zwar mit allen. Vollkommen unabhängig davon, ob er gefragt wird oder nicht. Seine Name ist Manuel. Wie alt Manuel ist, wissen wir nicht. Er wird es uns bestimmt erzählt haben, aber wir haben es nicht verstanden.

Manuel arbeitet auf der Fähre nach Santo André. Foto: Christoph Fischer

Manuel arbeitet auf der Fähre nach Santo André. Foto: Christoph Fischer

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Noch zwei Tage

Noch zwei Tage bis zum Start der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Der Bundestrainer spricht schon davon, dass die Dramatik ins Unermessliche steigt und dass es für Titel bei einer Weltmeisterschaft keine Garantie gibt. Natürlich nicht. Bei den Deutschen mehren sich die Zeichen, dass Bastian Schweinsteiger im ersten Spiel gegen Portugal noch nicht dabei sein wird. Kapitän Philipp Lahm soll im defensiven Mittelfeld neben Sami Khedira spielen. Und ob Manuel Neuer im Tor stehen wird, ist ungewiss. Möglicherweise doch eher Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund.

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