Jetzt wird es ernst

VON CHRISTOPH FISCHER

Irgendetwas war heute Morgen anders auf der Fahrt ins Pressezentrum. Nicht nur, dass der Kollege aus Mittelhessen fröhlich das Schiebedach öffnete, um die ersten sich abzeichnenden Sonnenstrahlen hereinzulassen, dabei aber übersah, dass vom Nachtregen noch das Wasser auf dem Dach stand. Ein durchnässter Beifahrer war das Resultat. Manchmal wird man eben trotz Sonnenschein nass gemacht.
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Keine Angst vor Frankreich

VON CHRISTOPH FISCHER

Der Weltmeister gastiert in Evian-les-Bains. Bürgerinnen und Bürger haben sich daran gewöhnt, weil es nichts Besonderes mehr ist. Und der Germane ohnehin meist nur verborgen hinter Hecken des Ermitage zu finden ist. Der Franzose ist auch noch im Turnier, Les Bleus interessieren die Leute in Evian zwar naturgemäß sehr, aber die wirkliche Attraktion sind die Kicker aus Island. Auch am Genfer See.
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Immer unterwegs

VON CHRISTOPH FISCHER

Wer schreibt, der bleibt, sagt man. Was für Sportschreiber überhaupt nicht zutrifft. Weil man ständig unterwegs ist. Irgendwie. Wer immer bleibt, hat ein Problem bei einem Sportfest wie dem in Frankreich. Das Viertelfinale der Europameisterschaft im schönen Bordeaux eingerechnet, liebe Lesende in der Heimat, sind wir am kommenden Sonntag insgesamt knapp 7800 Kilometer unterwegs, Anreise nach Evian-les-Bains aus Baden-Württemberg eingerechnet.

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Herzliche Grüße vom Präsidenten

Von Christoph Fischer
Fussballlose Tage haben auch ihre großen Vorteile. Gerade auch bei einer Fußball-Europameisterschaft. Man kann dann ziemlich zügig merken, wenn man es denn will, dass es auch noch andere Sportarten auf dieser schönen Welt gibt. Außer Fußball. Wenn man dann auch noch zufällig in Evian-les-Bains ist, fährt man am besten nach Lausanne. In die olympische Metropole. Mit dem Schiff, dauert knapp 40 Minuten. Von Frankreich in die Schweiz.

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Der Eingang des olympischen Museums.

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Was ist los mit Europa?

VON CHRISTOPH FISCHER

Es geht in Riesenschritten auf das Achtelfinale der Europameisterschaft zu, die Spiele der Entscheidung nahen. Der Bundestrainer versammelt im Stade Camille Fournier zu Evian-les-Bains nach dem freien Tag die Seinen wieder um sich, und die Medienvertreter dürfen wieder eine Viertelstunde zuschauen. Man sieht das kickende Personal der Republik, wie einer dem anderen den Ball zuschiebt. Geschossen wird auf kleine Tore in der Sonne. Andreas Köpke, der Ex-Europameister und Bundes-Torwarttrainer, spielt hinter den Toren mit den Dreien, die sie aktuell berufsmäßig hüten.
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Singen für Will Grigg

VON CHRISTOPH FISCHER

Michael O’Neill sprach nachher von einer „großartigen Niederlage“ seiner Mannschaft. Der Teammanager des nordirischen Teams stand im Prinzenpark zu Paris nach dem 0:1 gegen den Weltmeister noch sichtlich im Bann einer Begegnung, die für viele seiner Spieler der Höhepunkt ihrer Karriere war. „Meine Spieler spielen nicht gegen Bayern München oder Real Madrid.“ Seine Spieler wehren sich in der schottischen Liga gegen den Abstieg. Wie der großartige nordirische Torwart Michael McGovern von Hamilton Academical.
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Aus der Provinz ins Zentrum Paris

VON CHRISTOPH FISCHER

Mit dem TGV von Genf nach Paris, endlich einmal nicht mehr Auto fahren zum nächsten Spiel des Weltmeisters. Auch wenn die Annäherung von Evian nach Genf nicht ganz einfach war, zumal in dieser schönen Stadt keine Hinweisschilder zum Bahnhof führen. Wir haben ein paar nette Menschen und eine ganze Weile gebraucht, bis wir auf dem Bahnsteig standen.

Der TGV fährt auf die Minute pünktlich, eine Tatsache, die man sich bei der Deutschen Bahn im Allgemeinen und bei der Regionalbahn Neckar-Alb im Speziellen oft nicht wirklich vorstellen kann. Kein Vorwurf aus Frankreich, nur eine Feststellung. Die Schaffner sind von einer auffälligen Freundlichkeit. Selbst dass ein Kollege unsere Tickets nichts ausgedruckt hatte, es brachte den jungen Mann nicht aus der Fassung. Ganz im Gegenteil. Hilfsbereit, locker, alles lässt sich regeln.

Die wunderschöne Landschaft des Burgund kann man ganz anders genießen, wenn man im Zug sitzt. Und was noch viel wichtiger ist bei dieser Gelegenheit. Erstmals sind wir nach sehr kurzer Nacht morgens um sechs nicht mit Dauerregen aufgewacht. In Evian und der angrenzenden Schweiz scheint am heutigen Tag die Sonne, was wir ausdrücklich als gutes Omen für die Veranstaltung sehen wollen, die die europäische Welt bisher noch nicht wie gewünscht in ihren Bann zieht.

Deutschland spielt in Pariser Prinzenpark gegen Nordirland. Das Ergebnis gibt darüber Auskunft, in welche Stadt wir im Achtelfinale reisen müssen. Wird die deutsche Mannschaft Gruppenzweiter, geht es nach Saint Etienne, wird der Weltmeister wie erwartet und von Bundestrainer Joachim Löw gefordert, Gruppenerster, geht es wieder nach Lille.

In Paris am Gare de Lyon empfängt uns: Dauerregen. Trotzdem freuen wir uns, in Paris zu sein. Aus der Provinz ins Zentrum. Zumal wir die Hoffnung haben, dass heute die Europameisterschaft endlich anfängt. An deren Ende der Titel für den Weltmeister stehen soll.

Von Freude und Trauer

VON CHRISTOPH FISCHER

Frühmorgens in Paris. Wenn das Leben erwacht. Wie viele Chansons haben sich daran schon abgearbeitet. Wenn unterhalb von Sacre Coeur auf dem Montmartre mit mir die Ersten des Tages und die Letzten der Nacht unterwegs sind, die Cafés eines nach dem anderen ihre Türen öffnen. Das entfaltet einen Charme, den man nur schwer beschreiben kann. Aber auf jeden Fall beschleicht einen das Gefühl, angekommen zu sein. Wenn man Paris mag. Ich mag Paris.

Ich habe heute meinen ersten Kaffee im Bistro Sans Gêne in der Rue de Legendre getrunken, ganz in der Nähe unseres Hotels Batignolles. Und im Figaro geblättert. Von der Europameisterschaft liest man in diesem Traditionsblatt nur eine Seite und dort ausschließlich die klugen Analysen der französischen Kolleginnen und Kollegen, die sich ebenso ausschließlich mit der Nationalmannschaft Frankreichs beschäftigen. Sie sind noch nicht zufrieden mit den Darbietungen ihrer Mannschaft, die im eigenen Land Europameister werden soll.

In den Cafés kommt man mit den Leuten ins Gespräch. Alle sagen, selbst die, die glaubhaft versichern, den Fußball zu lieben, dass in diesen Tagen längst nicht so intensiv über den Fußball gesprochen wird wie damals bei der Weltmeisterschaft 1998, als Zinedine Zidane die Mannschaft zum Titel führte. Die Stadt leidet schwer an den Bombenanschlägen vom November, vermutlich auch daran, wie die politischen Kräfte des Landes aus den Terrorattacken politisches Kapital zu schlagen versuchen.

Das ist die andere, die dunkle Seite, die in diesen Tagen in Paris, in ganz Frankreich und überhaupt nicht weg zu diskutieren ist. Und sie wird einem schlagartig bewusst, wenn man am Theater Bataclan an der Rue de Voltaire vorbeigeht, wo allein 89 Menschen starben. Und die Erinnerungsbilder der Todesopfer der Terrornacht am Place de la Republique anschaut, wie wir es heute getan haben. Es ist ein absolut erschütterndes Gefühl. Immer noch und immer wieder.