Die Entdeckung der Langsamkeit

Für Europäer ist das grenzwertig. Manchmal. Nein, oft. Brasilien ist die Entdeckung der Langsamkeit, vorschnell wird deshalb behauptet, dass der Südamerikaner gegen Europa weltwirtschaftlich nie eine Chance besitzt. Weil auf dem alten Kontinent einfach mehr gearbeitet wird. Das ist natürlich Unsinn, aber dennoch: Das, was der Brasilianer ausgesprochen cool nennt, nervt gelegentlich. Weiterlesen

Alles eine Frage des Standpunkts

Ohne sie würde Olympia gar nicht funktionieren. Mit ihnen aber auch nicht wirklich. Sie sind überall in Rio de Janeiro, sie wollen immer hilfsbereit sein, sie sind wirklich großartig, liebenswürdig, manche sprechen sogar Englisch, aber wenn es um die kniffligen Transportfragen geht, können auch sie meist nicht helfen.

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Fußball geht vor Olympia

Richtig angekommen sind die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro noch nicht. Am Tag der Eröffnungsfeier im Maracana denken die Brasilianer immer noch intensiver an den nächsten Spieltag der brasilianischen Fußball-Meisterschaft. Botafogo spielt am 18. Spieltag der Serie A auswärts bei Ponte Pedra, das nächste Heimspiel steigt Anfang September gegen Gremio Porto Alegre. Wenn die Leute in Botafogo den deutschen Schreiber an seiner Akkreditierung erkennen, fragen sie immer zuerst nach dem Fußball, erst dann nach Olympia. Weiterlesen

Aus der Provinz ins Zentrum Paris

VON CHRISTOPH FISCHER

Mit dem TGV von Genf nach Paris, endlich einmal nicht mehr Auto fahren zum nächsten Spiel des Weltmeisters. Auch wenn die Annäherung von Evian nach Genf nicht ganz einfach war, zumal in dieser schönen Stadt keine Hinweisschilder zum Bahnhof führen. Wir haben ein paar nette Menschen und eine ganze Weile gebraucht, bis wir auf dem Bahnsteig standen.

Der TGV fährt auf die Minute pünktlich, eine Tatsache, die man sich bei der Deutschen Bahn im Allgemeinen und bei der Regionalbahn Neckar-Alb im Speziellen oft nicht wirklich vorstellen kann. Kein Vorwurf aus Frankreich, nur eine Feststellung. Die Schaffner sind von einer auffälligen Freundlichkeit. Selbst dass ein Kollege unsere Tickets nichts ausgedruckt hatte, es brachte den jungen Mann nicht aus der Fassung. Ganz im Gegenteil. Hilfsbereit, locker, alles lässt sich regeln.

Die wunderschöne Landschaft des Burgund kann man ganz anders genießen, wenn man im Zug sitzt. Und was noch viel wichtiger ist bei dieser Gelegenheit. Erstmals sind wir nach sehr kurzer Nacht morgens um sechs nicht mit Dauerregen aufgewacht. In Evian und der angrenzenden Schweiz scheint am heutigen Tag die Sonne, was wir ausdrücklich als gutes Omen für die Veranstaltung sehen wollen, die die europäische Welt bisher noch nicht wie gewünscht in ihren Bann zieht.

Deutschland spielt in Pariser Prinzenpark gegen Nordirland. Das Ergebnis gibt darüber Auskunft, in welche Stadt wir im Achtelfinale reisen müssen. Wird die deutsche Mannschaft Gruppenzweiter, geht es nach Saint Etienne, wird der Weltmeister wie erwartet und von Bundestrainer Joachim Löw gefordert, Gruppenerster, geht es wieder nach Lille.

In Paris am Gare de Lyon empfängt uns: Dauerregen. Trotzdem freuen wir uns, in Paris zu sein. Aus der Provinz ins Zentrum. Zumal wir die Hoffnung haben, dass heute die Europameisterschaft endlich anfängt. An deren Ende der Titel für den Weltmeister stehen soll.

Von Freude und Trauer

VON CHRISTOPH FISCHER

Frühmorgens in Paris. Wenn das Leben erwacht. Wie viele Chansons haben sich daran schon abgearbeitet. Wenn unterhalb von Sacre Coeur auf dem Montmartre mit mir die Ersten des Tages und die Letzten der Nacht unterwegs sind, die Cafés eines nach dem anderen ihre Türen öffnen. Das entfaltet einen Charme, den man nur schwer beschreiben kann. Aber auf jeden Fall beschleicht einen das Gefühl, angekommen zu sein. Wenn man Paris mag. Ich mag Paris.

Ich habe heute meinen ersten Kaffee im Bistro Sans Gêne in der Rue de Legendre getrunken, ganz in der Nähe unseres Hotels Batignolles. Und im Figaro geblättert. Von der Europameisterschaft liest man in diesem Traditionsblatt nur eine Seite und dort ausschließlich die klugen Analysen der französischen Kolleginnen und Kollegen, die sich ebenso ausschließlich mit der Nationalmannschaft Frankreichs beschäftigen. Sie sind noch nicht zufrieden mit den Darbietungen ihrer Mannschaft, die im eigenen Land Europameister werden soll.

In den Cafés kommt man mit den Leuten ins Gespräch. Alle sagen, selbst die, die glaubhaft versichern, den Fußball zu lieben, dass in diesen Tagen längst nicht so intensiv über den Fußball gesprochen wird wie damals bei der Weltmeisterschaft 1998, als Zinedine Zidane die Mannschaft zum Titel führte. Die Stadt leidet schwer an den Bombenanschlägen vom November, vermutlich auch daran, wie die politischen Kräfte des Landes aus den Terrorattacken politisches Kapital zu schlagen versuchen.

Das ist die andere, die dunkle Seite, die in diesen Tagen in Paris, in ganz Frankreich und überhaupt nicht weg zu diskutieren ist. Und sie wird einem schlagartig bewusst, wenn man am Theater Bataclan an der Rue de Voltaire vorbeigeht, wo allein 89 Menschen starben. Und die Erinnerungsbilder der Todesopfer der Terrornacht am Place de la Republique anschaut, wie wir es heute getan haben. Es ist ein absolut erschütterndes Gefühl. Immer noch und immer wieder.

Ein Reutlinger wird neidisch

Heiß und fettig: Pommes aus Brüssel.

Heiß und fettig: Pommes aus Brüssel.

Pommes, Bier, Musik und jede Menge junge Leute – mehr braucht  man nicht für einen perfekten Abend. Ich habe ehrlich gesagt gezweifelt, ob die frittierten Kartoffelsticks in Belgien wirklich besser schmecken als anderswo. Doch ich muss sagen, die Pommes haben mich wirklich überzeugt. Sie sind sehr knusprig, dazu gibt’s eine pikante Soße, wahlweise natürlich auch Ketschup. Und preiswert sind sie auch. Zwei Portionen plus zwei Bier für nicht einmal 15 Euro, das ist für Brüsseler Verhältnisse in Ordnung. Auch die Stimmung ist gut. Obwohl es Donnerstag ist, ist die ganze Innenstadt voller junger Leute, die Chillen, Musik hören, trinken und feiern. Da wird man als Reutlinger irgendwie neidisch.

Ein Gelage, das keins war

Die Schwarzwaldstube im Keller der Landesvertretung Baden-Württemberg in Brüssel.

Die Schwarzwaldstube im Keller der Landesvertretung Baden-Württemberg in Brüssel.

Was macht eigentlich die Landesvertretung Baden-Württemberg in Brüssel? Beim Besuch dort wird uns Folgendes gesagt:

  • Die Interessen von Baden-Württemberg in Brüssel vertreten
  • Frühzeitige Informationsbeschaffung
  • Schaufenster des Landes Baden-Württemberg

Was das konkret bedeutet, und was passieren würde, wenn man die Vertretung noch heute dicht machen würde, ist gar nicht so einfach rauszubekommen.

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Was in Brüssel passiert, bleibt in Brüssel

Das Kommissionsgebäude Charlemagne in Brüssel.

Das Kommissionsgebäude Charlemagne in Brüssel.

Gestern standen meine Kollegen und ich noch fotoknipsend davor, heute dürfen wir endlich rein ins Kommissionsgebäude „Charlemagne“. Kleiner Dämpfer gleich am Anfang: Statt eines Besucherausweises, der durch eine Verfärbung das Ende der Besuchszeit anzeigt, bekommen wir nur einen unscheinbaren Aufkleber, den wir uns gut sichtbar auf die Kleidung kleben müssen. Die anschließenden Sicherheitsvorkehrungen entsprechen etwa denen am Flughafen: Taschen durchleuchten, Gürtel ausziehen, Wertsachen auspacken – das geht überraschend schnell.

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Route 66 finished

Vom Cruiser zum Streetfighter: Wir haben uns durch den Moloch von Los Angeles gekaempft, durch den Hollywood Boulevard, wo die Menge unserem skurrilen Tross aus 21 Harleys und vier Begleitfahrzeugen applaudiert. So muss es sich anfuehlen, ein Star zu sein: Eine Gruppe Japaner umringt uns am Endpunkt der Route 66 in Los Angeles und will Fotos machen. Wir werfen uns in Pose, unsicher, ob sie wirklich verstanden haben, wer wir sind und was wir hier machen.

Kurvenorgie fuer Harleys auf dem Angeles Creste Hwy. Foto: co

Kurvenorgie fuer Harleys auf dem Angeles Creste Hwy. Foto: co

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