Soll keiner sagen, wir hätten von nichts gewusst. Mannshohe Hinweisschilder, die das Weiterfahren mit Trucks oder Anhänger untersagen. Unser Guide Andy, der mahnend den Kopf hin- und herwiegt und eine harmlose Alternativroute anbietet. Aber wir können nicht anders: Der Moki Dugway, eine der gefährlichsten Passstraßen der Welt, ruft uns, und wir kommen.
Monument Valley
Kindergeburtstag ist das nicht. Morgens um halb sieben sitzen wir auf den Harleys, nachdem wir den Sattel vom Eis freigekratzt haben. In der Nacht hatte es Minusgrade, und jetzt immer noch weniger als null. Eberhards Indian hat Startprobleme wie ein Moped im Winter. Wir tasten uns voll eingepackt in sämtlichen verfügbaren Klamotten am Südrand des Grand Canyons entlang, um die ersten Sonnenstrahlen zu erhaschen. Mit gefrorenen Gliedern machen wir halbherzige Schnappschüsse, es ist einfach noch zu kalt.
Seligman und Grand Canyon
Seligman empfängt uns in blau-weiß! Lilo Russell bereitet gerade das Oktoberfest auf der Veranda vor, das nachmittags beginnen soll. Seit 60 Jahren ist sie mit dem Mann liiert, der an der Kasse steht. Die beiden betreiben das Westside Lilos Cafe, ein Kultort für Route-66-Jünger und Anhänger deutschen Apfelkuchens. Dafür reicht die Zeit, und auch bei Angel Delgadilo schauen wir kurz rein. Leider ist der Methusalem gerade beim Mittagessen. Doch seine Tochter hat einen Pappkameraden aufgestellt, mit dem sich Edith fotografieren lässt, von Friseurin zu Friseur.
Dennis Hopper und die Route 66
Ungelogen: Er kommt mit höllischer Geschwindigkeit daher, mit unglaublichem Lärm. Seine Gabel ist lang, sein goldener Tank blitzt in der Sonne. Keine Frage: Dennis Hopper überholt uns an der Kreuzung Route 66/Kelbaker Road, pfeilschnell und ohne zu grüßen. Hintendrauf eines dieser leichten Girls aus New Orleans, sehr gut aussehend in Jogginghosen. Öttelöttel, runterschalt, baaaaahhhhh – und schon ist der Filmstar wieder weg! Keine Zeit für Bummeltouristen!
Barstow
Das hätte jetzt aber auch nicht sein müssen: Nieselregen und eine kühle Brise zum Tagesbeginn. Was soll man machen: Wir ziehen unsere Overalls über, schwingen uns auf die Harleys und Indians und schippern der Kern River hinunter, der sich durch den Sequoia National Forest windet. Von der 178 biegen wir nach Osten auf die California Route 58 ein, die uns abseits der Interstate in die Fläche führt.
Kern Valley
Mit zwei Vorurteilen müssen wir an dieser Stelle mal aufräumen: Erstens, dass es in Amerika nur geradeaus geht. Soeben sind wir im Kern Valley in der Sequoia Lodge angelandet und können mit schwindelhafter Gewissheit sagen, dass wir seit Obispo etwa 1000 Kurven gefahren sind, eine anspruchsvoller als die andere. Von wegen geradeaus: Besonders ab Bakersfield reiht sich Kehre an Kehre.
Highway 1
So wollen wir Kalifornien nicht verlassen: Ohne den berühmten Highway 1 gefahren zu sein und die Wucht des Pazifics gespürt zu haben. Das Navi schickt uns ins Hinterland, weil die Küstenstraße gesperrt ist. Tun wir aber nicht. Anders als gestern strahlt die Sonne, und wir fahren an der Küste entlang, so weit es geht.
Redwoods
Heute ist die Ereignisdichte eher gering – wetterbedingt. Wolken hängen über San Francisco und lassen die Skyline an den Wolken kratzen. Der Nebel an der Küste wird dichter und bleibt fast den ganzen Tag, so dass die Entscheidung, auf dem Highway 1 an der Küste entlang nach Monterey zu fahren, nicht viel bringt. Die berühmte Küstenstraße verliert sich im Nebel.
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Straßen von San Francisco
Detective Lieutenant Karl Malden hätte seine Freude an uns: Wir durchkreuzen die „Straßen von San Francisco“ und beginnen da, wo die Antihelden der bliebten Krimiserie enden: in Alcatraz. Mit dem Ausflugsboot schippern wir auf die Insel. Dort empfängt uns das nackte Grauen: das bekannteste und berüchtigtste Hochsicherheitsgefängnis der USA im Originalzustand. Gefangene gibt es hier keine mehr, aber einen Ex-Gefangenen. William Baker, von 1957 bis 1960 in Alcatraz inhaftiert, erzählt von Ausbruchsversuchen – alle erfolglos. Zwischendurch signiert der 87-Jährige seine Bücher. er war insgesamt 50 Jahre lang in amerikanischen Gefängnissen. Sein Fazit: Ich habe mein Leben zerstört.
Original amerikanische Esskultur im Hard Rock Cafe
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Golden-Gate-Bridge
Glück muss der Mensch haben: Die Golden-Gate-Bridge liegt voll in der Sonne. Hier stoßen Land- und Meeresklima aufeinander, so dass die berühmte Brücke oft von Wolken eingehüllt ist. Heute nicht. Wir fahren die Conzelman Road bis ganz nach oben und bekommen einen atemberaubenden Blick auf die Skyline.