Route 66 finished

Vom Cruiser zum Streetfighter: Wir haben uns durch den Moloch von Los Angeles gekaempft, durch den Hollywood Boulevard, wo die Menge unserem skurrilen Tross aus 21 Harleys und vier Begleitfahrzeugen applaudiert. So muss es sich anfuehlen, ein Star zu sein: Eine Gruppe Japaner umringt uns am Endpunkt der Route 66 in Los Angeles und will Fotos machen. Wir werfen uns in Pose, unsicher, ob sie wirklich verstanden haben, wer wir sind und was wir hier machen.

Kurvenorgie fuer Harleys auf dem Angeles Creste Hwy. Foto: co

Kurvenorgie fuer Harleys auf dem Angeles Creste Hwy. Foto: co

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Hinein in die Wüste

50 Grad im Schatten und wir mitten drin. Gestern konnten wir den Death-Valley-Trip noch in die Tonne kicken, aber heute gibt es kein Entrinnen. Wir müssen nach Barstow, California. Das sind 150 läppische Meilen auf der Interstate 15 South, aber 250 auf der historischen Route 66 – durch die Wüste, durch den heißesten Ort der USA: Needles. Das ist kein Spaziergang. Deshalb teilt sich die Gruppe. Eine fährt über die kürzere Interstate durch die Mojave-Wüste, eine über die längere Route 66.

Hit the Road Jack: Auf der alten Route 66 geht es durch die Mojave-Wüste. Foto: Jonas König

Hit the Road Jack: Auf der alten Route 66 geht es durch die Mojave-Wüste. Foto: Jonas König

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Ein Engel auf dem Fahrrad

Gemütlich im ersten Gang biegt der 89-jährige Angel Delgadillo auf die Hauptstraße in Seligman ein. Kaum taucht er in Sichtweite seines kleinen Friseursalons auf, beginnt die Menge zu jubeln. Soeben ist ein Bus Japaner eingetroffen, die Minoltas klicken im Dauerfeuer. Der betagte Barbier ist die Hauptattraktion des kleinen Ortes, der seit 30 Jahren vergessen wäre, hätte nicht er sämtliche Bundesstaaten zusammengebracht und die „historical Route 66“ erfunden.

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Ruhetag

Heute ist Ruhetag, also kein Fahrtag auf der Route 66. Jeder kann machen, was er will. Zum ersten Mal seit 10 Tagen bleiben wir im gleichen Hotel. Die meisten fahren zum Grand Canyon, der eine Stunde entfernt liegt. Manche wandern hinan zum Fluß, andere fliegen drüber, einige blicken nur einfach so in die atemberaubende Schlucht.

Live to ride: Heute geht's in die Luft. Foto: co

Live to ride: Heute geht’s in die Luft. Foto: co

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Ins Canyon-Land

Heute bekommen die Motorradfahrer auf der Route 66 eine Zeitung zu lesen, die 2000 Jahre alt ist. Sie enthält ungefähr 650 Zeichen, die kein Mensch versteht – Figuren, Symbole und Zeichen. Sie sind in Fels graviert, der Fels heißt deshalb „Newspaper Rock“. Wer die Nachrichten geschrieben hat? Auch das ist unbekannt, vermutlich Ureinwohner oder Nomadenstämme. Der „Newspaper Rock“ ist ein nationales Denkmal, wenngleich ein rätselhaftes.

Newspaper Rock: Rätselhafte Gravuren im Fels verkünden Nachrichten, die kein Mensch versteht. Foto: co

Newspaper Rock: Rätselhafte Gravuren im Fels verkünden Nachrichten, die kein Mensch versteht. Foto: co

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Wild Hogs

Einigkeit und Recht und Freiheit: Ist es politisch korrekt, morgens um acht Uhr mitten in den Vereinigten Staaten die deutsche Nationalhymne abzuspielen, nicht ein Mal, sondern jeden Morgen? Wir meinen ja, und Rainer tut es, so viel Nationalstolz darf als Gegengewicht zu den vielen Stars-and-Stripes-Flaggen sein. Es ist stets die gleiche Version für Streicher, sehr getragen, die aus den Lautsprechern seiner Harley dringen, bevor die Trillerpfeife ertönt: Zapfenstreich! Wolle gibt die Parole des Tages aus, und die lautet heute: Wild Hogs!

Großartige Landschaft entlang der Rout 66. Foto: co

Großartige Landschaft entlang der Rout 66. Foto: co

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Land der Pferde und Autos

Santa Fe, das haben wir bei Bonanza gelernt, liegt einen Tagesritt von der Ponderosa Ranch entfernt. Little Joe und Adam musste manchmal da hinreiten, um Vieh einzukaufen, aber das war nur im Film. Für uns liegt Santa Fe nur einen halben Tagesritt entfernt! Geben wir unseren Pferden also die Sporen!

Little Joe kommt auch mit: Die Prärie vor Santa Fe. Foto: co

Little Joe kommt auch mit: Die Prärie vor Santa Fe. Foto: co


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Showdown im Saloon

Zwei Männer sitzen sich gegenüber: Rick aus Arizona, Rene aus Deutschland, beide zu allem entschlossen. Im Big Texan, einem Saloon in Amarillo, ist Showdown vor großem Publikum. Vor den Männern liegen jeweils 2 Kilogramm bestes Ridersteak, auch „Texas King“ genannt. Die beiden Männer setzen sich auf der Bühne an einen Tisch und machen sich über ihre Fleischberge her. Wer in einer Stunde fertig ist, muss nichts bezahlen.

Es geht weiter auf der Straße nach Westen. Foto: co

Es geht weiter auf der Straße nach Westen. Foto: co

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Is this the Way to Amarillo?

„Yeeeehaaaaa“ ist das Wort des Tages. Es kommt von Harley Russel, ein altersloser Redneck in einem Kaff namens Erick, Oklahoma. Angeblich leben hier 1023 Menschen. Wir sehen aber nur Harley, der uns in seinem „Redneck Castle“ empfängt und uns durch seine Messie-Wohnung führt, sogar durchs Schlafzimmer. Wahrscheinlich könnte Harley viele Geschichten erzählen über die Geisterstadt, in der er lebt und in der er geboren ist. Und über seine Frau Annabelle, mit der er für Touristen Musik gemacht hat und die im Frühjahr gestorben ist. Tut er aber nicht. Er gibt uns eine Dose Bier aus, drückt uns eine Rassel in die Hand und singt mit uns ein Lied. Was wohl? „Get your kicks ob Route 66.“

Die Gruppe ist ziemlich gut drauf. Foto: Hans Jörg Conzelmann

Die Gruppe ist ziemlich gut drauf. Foto: Hans Jörg Conzelmann

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